Abdankung & Thronbesteigung – Der Thronwechsel in Japan 2019

Das Ende einer Ära

Am 22. Tag des 3. Monats im 14. Jahr Bun­ka [am 7. Mai 1817] dank­te mit dem Kôka­ku Ten­nô 光格天皇 (1771–1840, 119. Ten­nô von 1780 bis 1817) der seit­dem letz­te Ten­nô zuguns­ten sei­nes Soh­nes ab. 1779 war er von sei­nem ent­fern­ten Ver­wand­ten, dem Go-Momozono Ten­nô 後桃園天皇 (1758–1779, 118. Ten­nô von 1771–1779), auf Fin­ger­zeig von des­sen Tan­te, der letz­ten (abge­dank­ten) und 10. weib­li­chen Ten­nô in der bis­he­ri­gen Geschich­te Japans, der Go-Sakuramachi Ten­nô 後桜町天皇 (1740–1813, 117. Ten­nô von 1762–71), unmit­tel­bar vor des­sen Tod adop­tiert wor­den. Sei­ne Nach­fol­ger ver­star­ben alle im Amt. Die gegen­wär­ti­ge kai­ser­li­che Fami­lie lei­tet sich in direk­ter Linie vom Kôka­ku Ten­nô ab. Nach dem Ein­tritt Japans in die Moder­ne in der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts war mit den Kai­ser­li­chen Haus­ge­set­zen von 1889 und 1947 (kôs­hitsu ten­pan 皇室典範), die neben dem Sta­tus und der Zusam­men­set­zung der Kai­ser­li­chen Fami­lie auch Fra­gen der Thron­fol­ge regeln, die Abdan­kung eines Ten­nô nicht mehr vor­ge­se­hen. Nun voll­zieht sich in Japan nach 202 Jah­ren jedoch wie­der eine Zei­ten­wen­de. Am 30. April 2019 dank­te der gegen­wär­ti­ge Ten­nô ab und über­läßt den Thron sei­nem Sohn, dem Kron­prin­zen ab dem 1. Mai 2019. Mög­lich macht dies ein Gesetz, das von der japa­ni­schen Regie­rung aus­schließ­lich für die­sen einen Fall erstellt und von bei­den Häu­sern des japa­ni­schen Par­la­men­tes ver­ab­schie­det wur­de, um dem gegen­wär­ti­gen, inzwi­schen 85-jährigen Mon­ar­chen einen Rück­zug vom Amt zu ermög­li­chen. Damit endet sei­ne Herr­schafts­zeit mit ihrer Regie­rungs­de­vi­se Heis­ei – 平成 – „Frie­de über­all“ in ihrem 31. Jahr am 30. April 2019 um 24 Uhr.

Die (legislative) Vorgeschichte der Abdankung

Die japa­ni­sche Öffent­lich­keit wur­de im Som­mer 2016 von der Ankün­di­gung einer Fern­seh­an­spra­che des gegen­wär­ti­gen Ten­nô über­rascht. In die­ser Anspra­che am 8. August 2016 brach­te der Kai­ser nur indi­rekt, aber nicht weni­ger deut­lich sei­nen Wunsch zum Aus­druck, abdan­ken zu dür­fen, da er, damals in sei­nem 83. Lebens­jahr, glaub­te, sei­ne Kräf­te schwin­den zu sehen und den Auf­ga­ben als Sym­bol­kai­ser sei­nem eige­nen Maß­stab gemaß nicht mehr lan­ge nach­kom­men zu kön­nen. Mit dem Hin­weis auf das lan­ge Siech­tum sei­nes Vaters, des Shô­wa Ten­nô (1901–89), und die sich des­sem Tod anschlie­ßen­den Zere­mo­nien lehn­te er die im Kai­ser­li­chen Haus­ge­setz von 1947 für den Fall der Amts­un­fä­hig­keit des Kai­sers vor­ge­se­he­ne Regent­schaft als unge­eig­net ab und ver­wies auf die hohe Zahl an Riten, die im Fal­le des Able­bens eines Mon­ar­chen im Amt zudem mit dem Zusam­men­tref­fen der Über­ga­be kai­ser­li­cher Auf­ga­ben an den Thron­er­ben ein enor­mes Pen­sum an ritu­el­len Ver­pflich­tun­gen bedeu­te­ten und den Nach­fol­ger davon abhiel­ten, sei­ne eige­ne Rol­le zu fin­den. So über­ra­schend die­se Erklä­rung des Kai­sers für die Öffent­lich­keit kam, so kom­pli­ziert dürf­te der ihr vor­her­ge­hen­de Abstim­mungs­pro­zess mit der japa­ni­schen Regie­rung gewe­sen sein.

Am 19. Mai 2017 leg­te die japa­ni­sche Regie­rung den Ent­wurf eines Geset­zes, des „Son­der­ge­set­zes zum Kai­ser­li­chen Haus­ge­setz bezüg­lich der Abdan­kung des Ten­nô usw.“ (ten­nô no tai tô ni kan suru kôs­hits­uten­pan tokurei-hô 天皇の退位等に関する皇室典範特例法), vor, das von bei­den Häu­sern des japa­ni­schen Par­la­ments ver­ab­schie­det wur­de und am 16. Juni 2017 in Kraft trat. Ein­her ging die­ses Gesetz­ge­bungs­ver­fah­ren mit Ände­run­gen bereits bestehen­der Geset­ze, da dem Ten­nô nach sei­ner Abdan­kung eine eige­ne Hof­hal­tung gewährt wur­de und die finan­zi­el­le Aus­stat­tung des zukünf­ti­gen „Thron­er­bens“ (kôshi 皇嗣), des Prin­zen Aki­shi­no, auf­zu­sto­cken war.

Die Abdan­kung des Ten­nô wur­de durch ein Son­der­ge­setz gere­gelt, um eine gene­rel­le Revi­si­on des Kai­ser­li­chen Haus­ge­set­zes von 1947 (zunächst noch) zu ver­mei­den. Mit die­ser wären viel grund­sätz­li­che­re Fra­gen, etwa zur Erwei­te­rung des Krei­ses poten­zi­el­ler Thron­er­ben, zu klä­ren gewe­sen. Das Gesetz ermög­lich­te nur in die­sem einen Fall eine Abdan­kung und leg­te fest, daß der bis­he­ri­ge Ten­nô den Titel eines „abge­dank­ten Kai­sers“ (jôkô 上皇, Kurz­form des his­to­ri­schen Titels eines dajô/daijô ten­nô 太上天皇, ohne im Geset­zes­text expli­zit auf die­sen zu ver­wei­sen) mit der Anre­de „Kai­ser­li­che Majes­tät“ (hei­ka 陛下) füh­ren sol­le. Inzwi­schen hat das Kai­ser­li­che Haus­halts­amt bekannt­ge­ge­ben, daß in eng­li­scher Spra­che der Ten­nô nach sei­ner Abdan­kung als „His Majes­ty, the Emper­or Eme­ri­tus“, die Kai­se­rin fol­ge­rich­tig als „Her Majes­ty, the Empress Eme­ri­ta“ zu titu­lie­ren sei. Die Thron­fol­ge des Kron­prin­zen erfol­ge „unver­züg­lich“. Auf­grund des Feh­lens einer aus­schließ­lich für einen Thron­fol­ger vor­ge­se­he­nen „kai­ser­li­chen Schu­lung“ (teiô­ga­ku 帝王学) lehn­te Prinz Aki­shi­no es ab, den Titel eines „Kron­prin­zen“ (kôtai­shi 皇太子) zu tra­gen. Das Gesetz stellt gleich­wohl klar, daß für den „Thron­er­ben“ die Bestim­mun­gen des Kai­ser­li­chen Haus­ge­set­zes zum „Kron­prin­zen“ gälten.

Das japanische Kaiserhaus & die generelle Thronfolgeproblematik

Der kai­ser­li­chen Fami­lie Japans gehö­ren gegen­wär­tig 18 Per­so­nen an, davon sind fünf männ­lich und drei­zehn weib­lich. Eine Beson­der­heit besteht dar­in, daß gemäß den Bestim­mun­gen des Kai­ser­li­chen Haus­ge­set­zes von 1947 die weib­li­chen Ange­hö­ri­gen, die hei­ra­ten, eine Mit­gift erhal­ten und die kai­ser­li­che Fami­lie zu ver­las­sen haben. Die Höhe der Mit­gift vari­iert je nach dem Grad der Ver­wandt­schaft zum Ten­nô. Mit der Demo­kra­ti­sie­rung Japans nach der Nie­der­la­ge im Asiatisch-Pazifischen Krieg (1931–45) wur­den der Adel und die Sei­ten­li­ni­en des Kai­ser­hau­ses abge­schafft, die Insti­tu­ti­on des Ten­nô bzw. der Kai­ser­fa­mi­lie aber erhal­ten. Die kai­ser­li­che Fami­lie wur­de auf die Kern­fa­mi­lie des Shô­wa Ten­nô und die Fami­li­en sei­ner drei Brü­der beschränkt.

Zwei Brü­der, die Prin­zen Chi­chi­bu Yasu­hi­to 秩父宮雍仁親王 (1902–53) und Takamatsu Nobu­hi­to 高松宮宣仁親王 (1905–87), ver­star­ben kin­der­los. Allein der jüngs­te Bru­der, der Prinz Mika­sa Taka­hi­to 三笠宮崇仁親王 (1915–2016), hat­te drei Söh­ne, die aber ihrer­seits noch zu Leb­zei­ten des Prin­zen ver­star­ben. Somit gehö­ren dem Kai­ser­haus im April 2019 fol­gen­de Per­so­nen an:

  • Der [125.] Kai­ser von Japan (Jahr­gang 1933, Geburts­na­me: Aki­hi­to 明仁) und die Kai­se­rin (Jahr­gang 1934, geb. Shô­da Michi­ko 正田美智子), ver­hei­ra­tet seit dem 10. April 1959;
  • Der Kron­prinz und ab. 1. Mai 2019 [126.] Ten­nô ] (Jahr­gang 1960, Geburts­na­me Nar­u­hi­to 徳仁), sei­ne Gat­tin (Jahr­gang 1963, geb. Owa­da Masa­ko 小和田雅子) und deren Toch­ter Aiko 愛子 (Jahr­gang 2001);
  • Der Prinz Aki­shi­no Fum­i­hi­to 秋篠宮文仁親王 (Jahr­gang 1965), sei­ne Gat­tin (Jahr­gang 1966, geb. Kawa­shi­ma Kiko 川島紀子), die Prin­zes­sin­nen Mako 眞子 (Jahr­gang 1991) und Kako 佳子 (Jahr­gang 1994) sowie der Prinz Hisa­hi­to 悠仁 (Jahr­gang 2006);
    [Eine Toch­ter des Kai­ser­paa­res hat gehei­ra­tet und die kai­ser­li­che Fami­lie verlassen.]
  • Der Prinz Hita­chi Masa­hi­to 常陸宮正仁親王 (Jahr­gang 1935), Bru­der des nun­mehr abge­dank­ten Ten­nô, und sei­ne Gat­tin (Jahr­gang 1940, geb. Tsu­ga­ru Hana­ko 津軽華子);
  • Die Prin­zes­sin Mika­sa Yuri­ko (Jahr­gang 1923, geb. Taka­gi Yuri­ko 高木百合子), ange­hei­ra­te­te Tan­te des abge­dank­ten Kai­sers & Schwä­ge­rin des ver­stor­be­nen Shô­wa Tennô;
    [Die bei­den Töch­ter der Prin­zes­sin sind ver­hei­ra­tet und ver­lie­ßen die kai­ser­li­che Familie.]
  • Die Prin­zes­sin Nobu­ko (Jahr­gang 1955, geb. Asô Nobu­ko 麻生信子), Gat­tin des ver­stor­be­nen Prin­zen Tomo­hi­to als prä­sum­ti­vem Erben des Prin­zen­ti­tels Mika­sa, und die Prin­zes­sin­nen Aki­ko 彬子 (Jahr­gang 1981) und Yôko 瑶子 (Jahr­gang 1984);
  • Die Prin­zes­sin Taka­ma­do Hisa­ko (Jahr­gang 1953, geb. Tot­to­ri Hisa­ko 鳥取久子), Gat­tin des ver­stor­be­nen jüngs­ten Sohns der Prin­zes­sin Mika­sa, und die Prin­zes­sin Tsu­gu­ko 承子 (Jahr­gang 1986);
    [Zwei Töch­ter der Prin­zes­sin Taka­ma­do haben inzwi­schen gehei­ra­tet und die kai­ser­li­che Fami­lie verlassen.]

In den letz­ten Jahr­zehn­ten wur­de unter Exper­ten eine inten­si­ve Thron­fol­ge­dis­kus­si­on geführt, denn bis zur Geburt des Prin­zen Hisa­hi­to 2006 wur­den über 41 Jah­re hin­weg in der Kai­ser­li­chen Fami­lie aus­schließ­lich Mäd­chen gebo­ren, das Kai­ser­li­che Haus­ge­setz schreibt aber die männ­li­che Thron­fol­ge vor. Nach der Thron­be­stei­gung des Kron­prin­zen zeigt sich der Kreis der­je­ni­gen, die somit für eine Thron­fol­ge infra­ge kämen, auf drei Mit­glie­der der Kai­ser­fa­mi­lie beschränkt: der Prinz Aki­shi­no, des­sen Sohn Hisa­hi­to und – zumin­dest hypo­the­tisch – der Prinz Hita­chi als jün­ge­rer, 83-jähriger Bru­der des Ten­nô, der am 30. April abdankte.

Vor der Geburt des Prin­zen Hisa­hi­to und, mit rea­lis­tisch, nur zwei poten­zi­el­len Thron­er­ben, den bei­den Söh­nen des heu­te abge­dank­ten Kai­sers, schien das Pro­blem beson­ders drän­gend. Zur Erar­bei­tung von Vor­schlä­gen zur Reform des Kai­ser­li­chen Haus­ge­set­zes setz­te der dama­li­ge japa­ni­sche Minis­ter­prä­si­dent Koi­zu­mi Jun’i­chirô 小泉純一郎 Ende 2004 eine Exper­ten­kom­mis­si­on als per­sön­li­ches Bera­tungs­gre­mi­um ein. Die­se Kom­mis­si­on leg­te Ende 2005 nach zahl­rei­chen Anhö­run­gen und Bera­tun­gen einen Abschluß­be­richt vor, in dem sie eine weit­rei­chen­de, gera­de­zu revo­lu­tio­nä­re Reform des Kai­ser­li­chen Haus­ge­set­zes empfahl:

  • Die weib­li­che Thron­fol­ge (jos­ei ten­nô 女性天皇) bzw. die Thron­fol­ge von Kin­dern Kai­ser­li­cher Prin­zes­sin­nen (jokei ten­nô 女系天皇);
  • Die Pri­mo­ge­ni­tur ohne Anse­hen des Geschlechts;
  • Die Auf­nah­me bür­ger­li­cher Ehe­gat­ten weib­li­cher Ten­nô oder Kai­ser­li­cher Prin­zes­sin­nen in die Kai­ser­li­che Familie;
  • Die Aner­ken­nung des Prin­zips einer ewi­gen Zuge­hö­rig­keit zur Kai­ser­li­chen Fami­lie (eis­ei kôzoku-sei 永世皇族制), d.h. Ableh­nung eines Sys­tems, nach dem Nach­ge­bo­re­ne ab einer gewis­sen Gene­ra­ti­on auto­ma­tisch aus der Kai­ser­li­chen Fami­lie ausscheiden;
  • Die Nicht-Anerkennung eines frei­wil­li­gen Aus­schei­dens Kai­ser­li­cher Prin­zes­sin­nen aus der Kai­ser­li­chen Familie;

Mit die­sen Vor­schlä­gen zogen sich die Mit­glie­der des Bera­tungs­gre­mi­ums den Zorn kon­ser­va­ti­ver Grup­pen, nicht zuletzt in der Libe­ral­de­mo­kra­ti­schen Par­tei (LDP) des Minis­ter­prä­si­den­ten selbst, zu. Selbst heu­te noch, nach dem Able­ben eini­ger Ihrer Mit­glie­der, wird in sozia­len Medi­en die­se Kom­mis­si­on in toto als „links­ra­di­kal“ dis­kre­di­tiert. Die Bekannt­ma­chung der neu­er­li­chen Schwan­ger­schaft der Prin­zes­sin Aki­shi­no führ­te dann dazu, daß Minis­ter­prä­si­dent Koi­zu­mi sei­ne Reform­plä­ne des Kai­ser­li­chen Haus­ge­set­zes nicht wei­ter­führ­te, zumal die Prin­zes­sin dann im Sep­tem­ber 2006 einen Sohn zur Welt brach­te. Gilt mit­tel­fris­tig die Thron­fol­ge noch als gesi­chert, ist sich die japa­ni­sche Regie­rung aber bewußt, daß sie frü­her oder spä­ter eine intel­li­gen­te Lösung für die Thron­fol­ge­pro­ble­ma­tik wird fin­den müs­sen, wenn sie auch ange­sichts ein­fluß­rei­cher kon­ser­va­ti­ver Krei­se in den eige­nen Rei­hen lie­ber auf Ver­än­de­run­gen des recht­li­chen Rah­mens verzichtete.

Die Abdankung als Prozeß

In Japan ist die Abdan­kung eines Mon­ar­chen kein Ein­zel­er­eig­nis, son­dern als eine Ket­te ver­schie­de­ner erfor­der­li­cher Zere­mo­nien zu ver­ste­hen, da der Ten­nô gemäß der Ver­fas­sung des Lan­des nicht nur die Funk­ti­on eines „Sym­bol des Staa­tes und der Ein­heit des japa­ni­schen Vol­kes“ aus­zu­fül­len hat, son­dern zudem der Ober­pries­ter des Shin­tô, jener indo­ge­nen Reli­gi­on Japans, ist. Der Abdan­kungs­pro­zeß nahm im März 2019 sei­nen Anfang und erstreck­te sich bis zum heu­ti­gen Tag.

12. März 2019

Zere­mo­nie der Bericht­erstat­tung über die bevor­ste­hen­de Abdan­kung im kashi­ko­do­ko­ro, einer der drei wich­tigs­ten Kult­stät­ten des Kai­ser­pa­las­tes, in der die Son­nen­gott­heit ver­ehrt wird, durch den Ten­nô selbst.
賢所に退位及びその期日奉告の儀

12. März 2019

Zere­mo­nie der Bericht­erstat­tung über die bevor­ste­hen­de Abdan­kung im Schrein der kai­ser­li­chen Ahnen (kôrei­den) und dem Schrein für die Gott­hei­ten (shin­den), die lan­des­weit in Japan ver­ehrt wer­den, durch den Ten­nô selbst.
皇霊殿神殿に退位及びその期日奉告の儀

12. März 2019

Zere­mo­nie der Ent­sen­dung Kai­ser­li­cher Boten an den Groß­schrein von Ise, das Grab des Jin­mu Ten­nô, des 1. (mythi­schen) Ten­nô (der Über­lie­fe­rung nach: 711–585 v. u. Z., Ten­nô von 660–585 v. u. Z.), sowie an die Grä­ber der letz­ten vier kai­ser­li­chen Vor­gän­ger, mit­hin an die Grä­ber des Kômei Ten­nô (1831–1867, 122. Ten­nô von 1846–67), des Mei­ji Ten­nô (1852–1912, 122. Ten­nô von 1867–1912), des Tais­hô Ten­nô (1879–1926, 123. Ten­nô von 1912–26) & des Shô­wa Ten­nô (1901–89, 124. Ten­nô von 1926–1989).
神宮神武天皇山陵及び昭和天皇以前四代の天皇山陵に勅使発遣の儀

15. März 2019

Zere­mo­nie der Bericht­erstat­tung der bevor­ste­hen­den Abdan­kung durch die Kai­ser­li­chen Boten und Dar­brin­gung von Opfer­ga­ben am Groß­schrein von Ise.
神宮に奉幣の儀

15. März 2019

Zere­mo­nie der Bericht­erstat­tung der bevor­ste­hen­den Abdan­kung durch die Kai­ser­li­chen Boten und Dar­brin­gung von Opfer­ga­ben am Grab des Jin­mu Ten­nô sowie an den Grä­bern des Kômei Ten­nô, des Mei­ji Ten­nô, des Tais­hô Ten­nô & des Shô­wa Tennô.
神武天皇山陵及び昭和天皇以前四代の天皇山陵に奉幣の儀

26. März 2019

Zere­mo­nie durch den Ten­nô selbst am Grab des Jin­mu Tennô.
神武天皇山陵に親謁の儀

18. April 2019

Zere­mo­nie durch den Ten­nô selbst am Groß­schrein von Ise.
神宮に親謁の儀

23. April 2019

Zere­mo­nie durch den Ten­nô selbst am Grab sei­nes Vaters, des Shô­wa Tennô.
昭和天皇山陵に親謁の儀

30. April 2019

Zere­mo­nie der Bericht­erstat­tung über die dann unmit­tel­bar bevor­ste­hen­de „Zere­mo­nie der Abdan­kung“ durch den Ten­nô im kashi­ko­do­ko­ro zur Ver­eh­rung der Sonnengottheit.
退位礼当日賢所大前の儀

30. April 2019

Zere­mo­nie der Bericht­erstat­tung über die dann unmit­tel­bar bevor­ste­hen­de „Zere­mo­nie der Abdan­kung“ durch den Ten­nô im Schrein der kai­ser­li­chen Ahnen und im Schrein für die Gott­hei­ten (shin­den), die lan­des­weit in Japan ver­ehrt werden.
退位礼当日皇霊殿神殿に奉告の儀

30. April 2019

Zere­mo­nie der Abdan­kung als letz­te Begeg­nung des Mon­ar­chen in sei­ner Funk­ti­on als amtie­ren­der Ten­nô mit dem offi­zi­el­len Japan.
退位礼正殿の儀

Der Ablauf der Thronbesteigung

Noch weit auf­wen­di­ger erscheint das Ver­fah­ren der Thron­be­stei­gung, in der eine Mischung aus staat­li­chen und reli­giö­sen Zere­mo­nien zu voll­zie­hen ist und das sich bis in den April 2020 erstre­cken wird. Beson­de­re media­le Auf­merk­sam­keit im In- und Aus­land dürf­te hier vor allem die Thron­be­stei­gungsgze­re­mo­nie am 22. Okto­ber 2019 her­vor­ru­fen. Zu ihr wer­den ca. 200 Staats­ober­häup­ter und Regie­rungs­ver­tre­ter ande­rer Staa­ten in Tôkyô erwar­tet. 1990 berich­te­te das öffentlich-rechtliche Fern­se­hen in der Bun­des­re­pu­blik in einer Live­über­tra­gung von die­ser far­ben­präch­ti­gen Zere­mo­nie, in der neue Ten­nô „nach innen und nach außen“ sei­ne Thron­be­stei­gung ver­kün­den wird.

1. Mai 2019

Inkraftre­ten der neu­en Regie­rungs­de­vi­se Rei­wa – 令和 – „schö­ne Har­mo­nie“. Aus dem 31. Jahr Heis­ei wur­de um Mit­ter­nacht das 1. Jahr Reiwa.

1. Mai 2019

Zere­mo­nie zur Über­ga­be der Reichs­in­si­gni­en an den neu­en Ten­nô in Anwe­sen­heit der männ­li­chen Ange­hö­ri­gen des Kai­ser­hau­ses, der japa­ni­schen Regie­rung, den Prä­si­di­en bei­der Kam­mern des Par­la­men­tes und dem Prä­si­den­ten sowie den Rich­tern des Obers­ten Gerichtshofs.
剣璽等承継の儀

1. Mai 2019

Ers­tes Zusam­men­tref­fen des Mon­ar­chen in sei­ner neu­en Funk­ti­on als Ten­nô, der Kai­se­rin und wei­te­rer Ange­hö­ri­ger der Kai­ser­li­chen Fami­lie mit den Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern des offi­zi­el­len Japan. Der abge­dank­te Kai­ser nebst Gat­tin neh­men nicht teil.
即位後朝見の儀

1.–3. Mai 2019

Zere­mo­nie der Bericht­erstat­tung über die voll­zo­ge­ne Thron­be­stei­gung im kashi­ko­do­ko­ro, einer der drei wich­tigs­ten Kult­stät­ten des Kai­ser­pa­las­tes, in der die Son­nen­gott­heit ver­ehrt wird, mit ritu­el­len Gebe­ten durch einen Hand­lungs­be­voll­mäch­tig­ten des neu­en Tennô.
賢所に退位及びその期日奉告の儀

1. Mai 2019

Zere­mo­nie der Bericht­erstat­tung über die voll­zo­ge­ne Thron­be­stei­gung im Schrein der Kai­ser­li­chen Ahnen (kôrei­den) und dem Schrein für die Gott­hei­ten (shin­den), die lan­des­weit in Japan ver­ehrt wer­den, mit ritu­el­len Gebe­ten durch einen Hand­lungs­be­voll­mäch­tig­ten des neu­en Tennô.
皇霊殿神殿に奉告の儀

4. Mai 2019

Ent­ge­gen­nah­me von Glück­wün­schen des Vol­kes zur Thron­be­stei­gung durch den neu­en Ten­nô, die neue Kai­se­rin und, abhän­gig vom Ter­min, vari­ie­ren­den Mit­glie­dern der Kai­ser­li­chen Familie. 
御即位一般参賀

8. Mai 2019

Zere­mo­nie der Bericht­erstat­tung des Ter­mins der Thron­be­stei­gungs­ze­re­mo­nie (sokui no rei 即位の礼) und des „Gro­ßen Ern­te­dank­fes­tes“ (dai­jô­sai 大嘗祭) im kashi­ko­do­ko­ro durch den neu­en Ten­nô selbst.
賢所に期日奉告の儀

8. Mai 2019

Zere­mo­nie der Bericht­erstat­tung des Ter­mins der Thron­be­stei­gungs­ze­re­mo­mie und des „Gro­ßen Ern­te­dank­fes­tes“ im Schrein der Kai­ser­li­chen Ahnen (kôrei­den) und dem Schrein für die Gott­hei­ten (shin­den), die lan­des­weit in Japan ver­ehrt wer­den, durch den neu­en Ten­nô selbst.
皇霊殿神殿に期日奉告の儀

8. Mai 2019

Zere­mo­nie der Ent­sen­dung Kai­ser­li­cher Boten an den Groß­schrein von Ise, das Grab des Jin­mu Ten­nô, des 1. (mythi­schen) Ten­nô sowie an die Grä­ber der letz­ten vier Kai­ser­li­chen Vor­gän­ger, mit­hin an die Grä­ber des Kômei Ten­nô, des Mei­ji Ten­nô, des Tais­hô Ten­nô & des Shô­wa Ten­nô zur Bericht­erstat­tung des Ter­mins der Thron­be­stei­gungs­ze­re­mo­mie und des „Gro­ßen Erntedankfestes“.
神宮神武天皇山陵及び昭和天皇以前四代の天皇山陵に勅使発遣の儀

10. Mai 2019

Zere­mo­nie der Bericht­erstat­tung des Ter­mins der Thron­be­stei­gungs­ze­re­mo­nie und des „Gro­ßen Ern­te­dank­fes­tes“ im Groß­schrein von Ise durch die Kai­ser­li­chen Boten.
神宮に奉幣の儀

10. Mai 2019

Zere­mo­nie der Bericht­erstat­tung des Ter­mins der Thron­be­stei­gungs­ze­re­mo­mie und des „Gro­ßen Ern­te­dank­fes­tes“ an den Grä­bern der letz­ten 4 ver­stor­be­nen Ten­nô durch die Kai­ser­li­chen Boten.
神武天皇山陵及び昭和天皇以前四代の天皇山陵に奉幣の儀

13. Mai 2019

Zere­mo­nie der Aus­wahl jeweils einer Prä­fek­tur im Osten und im Wes­ten des Lan­des, die damit beauf­tragt wird, auf einem Feld (sai­den 斎田) den Reis, der für das „Gro­ße Ern­te­dank­fest“ benö­tigt wird, zu kultivieren.
斎田点定の儀

Noch
zu
bestimmen

Zere­mo­nie der Rei­ni­gung des Bau­plat­zes der eigens und aus­schließ­lich für das „Gro­ße Ern­te­dank­fest“ benö­tig­ten Gebäude.
大嘗宮地鎮祭

Herbst

Zere­mo­nie der Ern­te des Rei­ses auf den zuvor bestimm­ten Fel­dern im Osten und Wes­ten des Landes.
斎田抜穂の儀
Einen Tag zuvor fin­det eine Zere­mo­nie der Rei­ni­gung Kai­ser­li­cher Boten und jener, die den Reis ern­ten, statt (斎田抜穂前一日大祓) .
Im Palast wird spä­ter eine Zere­mo­nie bei der Aus­lie­fe­rung die­ses Rei­ses (悠紀主基両地方新穀供納) stattfinden.

22. Okto­ber 2019

Zere­mo­nie der Bericht­erstat­tung, daß nun­mehr die Thron­be­stei­gungs­ze­re­mo­nie aus­ge­führt wer­den wird, im kashi­ko­do­ko­ro durch den Ten­nô selbst.
即位礼当日賢所大前の儀

22. Okto­ber 2019

Zere­mo­nie der Bericht­erstat­tung, daß nun­mehr die Thron­be­stei­gungs­ze­re­mo­nie aus­ge­führt wer­den wird, im Schrein der Kai­ser­li­chen Ahnen (kôrei­den) und dem Schrein für die Gott­hei­ten (shin­den), die lan­des­weit in Japan ver­ehrt wer­den, durch den Ten­nô selbst.
即位礼当日皇霊殿神殿に奉告の儀

22. Okto­ber 2019

Zere­mo­nie der Thronbesteigung.
即位礼正殿の儀

22. Okto­ber 2019

Auto­kor­so des Kai­ser­paa­res durch die Hauptstadt.
祝賀御列の儀

22., 25., 29. & 31. Okto­ber 2019

Ban­ket­te im Kaiserpalast.
饗宴の儀

23. Okto­ber 2019

Ban­kett des Minis­ter­prä­si­den­ten und sei­ner Gat­tin zu Ehren des Kaiserpaares.
内閣総理大臣夫妻主催晩餐会

8. Novem­ber 2019

Zere­mo­nie zur Ent­sen­dung eines Kai­ser­li­chen Boten zur Bericht­erstat­tung über die unmit­tel­bar bevor­ste­hen­de Aus­füh­rung des „Gro­ßen Ern­te­dank­fes­tes“ an den Groß­schrein von Ise.
神宮に勅使発遣の儀

12. Novem­ber 2019

Rei­ni­gungs­ze­re­mo­nie für das Kai­ser­paar zwei Tage vor dem „Gro­ßen Erntedankfest“.
大嘗祭前二日御禊

12. Novem­ber 2019

Rei­ni­gungs­ze­re­mo­nie für die Ange­hö­ri­gen der Kai­ser­li­chen Fami­lie zwei Tage vor dem „Gro­ßen Erntedankfest“.
大嘗祭前二日大祓

13. Novem­ber 2019

Gebe­te für die Sicher­heit und den Frie­den des Kai­sers und aller an dem „Gro­ßen Ern­te­dank­fest“ betei­lig­ten Per­so­nen und für einen rei­bungs­lo­sen Ver­lauf der Zeremonien.
大嘗祭前一日鎮魂の儀

14. Novem­ber 2019

Zere­mo­nie am Groß­schrein von Ise zur Bericht­erstat­tung über die unmit­tel­bar bevor­ste­hen­de Aus­füh­rung des „Gro­ßen Ern­te­dank­fes­tes“ durch den Kai­ser­li­chen Boten.
大嘗祭当日神宮に奉幣のの儀

14. Novem­ber 2019

Zere­mo­nie im kashi­ko­do­ko­ro zur Bericht­erstat­tung über die unmit­tel­bar bevor­ste­hen­de Aus­füh­rung des „Gro­ßen Ern­te­dank­fes­tes“ mit Gebe­ten eines Hand­lungs­be­voll­mäch­tig­ten des Tennô.
大嘗祭当日賢所大御饌供進の儀

14. Novem­ber 2019

Zere­mo­nie im Schrein der Kai­ser­li­chen Ahnen (kôrei­den) und dem Schrein für die Gott­hei­ten (shin­den), die lan­des­weit in Japan ver­ehrt wer­den, zur Bericht­erstat­tung über die unmit­tel­bar bevor­ste­hen­de Aus­füh­rung des „Gro­ßen Ern­te­dank­fes­tes“ mit Gebe­ten eines Hand­lungs­be­voll­mäch­tig­ten des Tennô.
大嘗祭当日皇霊殿神殿に奉告の儀

14./15. Novem­ber 2019

Das durch den Ten­nô aus­ge­führ­te „Gro­ße Ern­te­dank­fest“, bei dem er in Zere­mo­nien in der „Hal­le des Ostens“ (悠紀殿供饌の儀) am 14. Novem­ber und in der „Hal­le des Wes­tens“ (主基殿供饌の儀) am 15. Novem­ber den Kai­ser­li­chen Vor­fah­ren und den Göt­tern des Him­mels und der Erde den frisch geern­te­ten Reis dar­bie­tet, selbst davon kos­tet und für Frie­den und eine üppi­ge Ern­te für das Land und das Volk betet.
大嘗宮の儀

16. Novem­ber 2019

Zere­mo­nie, um Dank­bar­keit für den Frie­den auf dem Gelän­de aus­zu­drü­cken, auf dem das „Gro­ße Ern­te­dank­fest“ stattfand.
大嘗祭後一日大嘗宮鎮祭

16. & 18. Novem­ber 2019

Ban­ket­te, zu denen der Ten­nô die­je­ni­gen bit­tet, die an der Durch­füh­rung des „Gro­ßen Ern­te­dank­fes­tes“ betei­ligt waren. Es wird wei­ße und schwar­ze Sake gereicht.
大饗の儀

Vom Datum bis­her noch unbe­stimmt, sind die fol­gen­den Aktivitäten:

  • Zere­mo­nie des Ten­nô am Groß­schrein von Ise zur Bericht­erstat­tung über die erfolg­te Durch­füh­rung des „Gro­ßen Ern­te­dank­fes­tes“ (即位礼及び大嘗祭後神宮に親謁の儀).

  • Zere­mo­nien durch den Ten­nô an den Grab­an­la­gen des Jin­mu Ten­nô, des Kômei Ten­nô, des Mei­ji Ten­nô, des Tais­hô Ten­nô & des Shô­wa Ten­nô zur Bericht­erstat­tung über die erfolg­te Durch­füh­rung des „Gro­ßen Ern­te­dank­fes­tes“ (即位礼及び大嘗祭後神武天皇山陵及び昭和天皇以前四代の天皇山陵に親謁の儀).

  • Eine Ein­la­dung des Kai­sers zum Tee für jene Krei­se in der Kinki-Region, mit dem das Kai­ser­hau­ses seit dem Alter­tum in engem Kon­takt steht. Die­ses Zusam­men­sein wird in Kyô­to statt­fin­den (茶会).

  • Zere­mo­nie zur Ehr­erbie­tung durch den Ten­nô nach der Inthro­ni­sie­rung und dem „Gro­ßen Ern­te­dank­fest“ im kashi­ko­do­ko­ro (即位礼及び大嘗祭後賢所に親謁の儀).

  • Zere­mo­nie zur Ehr­erbie­tung durch den Ten­nô nach der Inthro­ni­sie­rung und dem „Gro­ßen Ern­te­dank­fest“ im Schrein der Kai­ser­li­chen Ahnen (kôrei­den) und dem Schrein für die Gott­hei­ten (shin­den), die lan­des­weit in Japan ver­ehrt wer­den (即位礼及び大嘗祭後皇霊殿神殿に親謁の儀).

  • Zere­mo­ni­el­le Auf­füh­rung von ritu­el­ler Musik und Tanz (mika­gu­ra 御神楽) im kashi­ko­do­ko­ro (即位礼及び大嘗祭後賢所御神楽の儀).

  • Rei­ni­gungs­ze­re­mo­nie des Gelän­des nach dem Abriss der für das „Gro­ße Ern­te­dank­fest“ errich­te­ten Gebäu­de (大嘗祭後大嘗宮地鎮祭).
19. April 2020

Fei­er­li­che Zere­mo­nie zur Ernen­nung des Prin­zen Aki­shi­no zum „Thron­er­ben“.
立皇嗣の礼

Das japanische Kaisertum im 21. Jahrhundert

Anläss­lich sei­nes 30. Thron­ju­bi­lä­ums zog der Ten­nô, der am 30. April abdank­te, gele­gent­lich einer Fei­er, die am 24. Febru­ar 2019, zugleich der 30. Jah­res­tag der Beer­di­gung sei­nes Vaters und Vor­gän­gers im Amt, statt­fand, eine Bilanz sei­ner Herr­schafts­zeit. Die­se begann am 7. Janu­ar 1989 unter der Devi­se „Heis­ei“ – „Frie­de über­all. Der Ten­nô gab sei­ner Genug­tu­ung Aus­druck, daß das japa­ni­sche Volk in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten tat­säch­lich habe ent­spre­chend die­ses Ide­als eine fried­vol­le Zeit ver­brin­gen kön­nen. Wenn dies auch etwa durch den Gift­gas­an­schlag auf die U‑Bahn von Tôkyô durch die Reli­gi­ons­ge­mein­schaft Ômu shin­rikyô im März 1995, die ver­her­en­den Erd­be­ben von Kôbe 1995 und im Nord­os­ten Japans 2011 durch­aus nur als ein gefühl­ter Frie­de ver­stan­den wer­den kann, dürf­te die­ses Urteil mit dem wei­ter Tei­le der japa­ni­schen Bevöl­ke­rung über­ein­stim­men. Dem Kai­ser, des­sen Kind­heit durch die Gewalt­er­fah­rung des Krie­ges geprägt war, genoß als ers­ter Ange­hö­ri­ger des Kai­ser­hau­ses eine demo­kra­ti­sche Erzie­hung – nicht zuletzt unter der Direk­ti­ve des Ober­kom­man­dos der Alli­ier­ten Streit­kräf­te in Japan nach der Nie­der­la­ge Japans im Asiatisch-Pazifischen Krieg 1945. Die Schaf­fung bzw. Bewah­rung des Frie­dens, auch in der japa­ni­schen Gesell­schaft, wur­den so glaub­haft zu einer sei­ner Hand­lungs­ma­xi­me wäh­rend sei­ner Amts­zeit, wenn­gleich es ihm, nicht zuletzt man­gels einer demo­kra­ti­schen Legi­ti­ma­ti­on, an den Mit­teln fehl­te, in den letz­ten Jahr­zehn­ten in der japa­ni­schen Gesell­schaft deut­li­cher zuta­ge tre­ten­de Pro­blem­fel­der sozia­ler Kon­flik­te stär­ker in den Mit­tel­punkt sei­nes öffent­li­chen Han­delns zu stel­len. Als Trost­spen­der der Nati­on, vor allem bei Besu­chen in Beglei­tung der Kai­se­rin in Regio­nen, die von Natur­er­eig­nis­sen getrof­fen wur­den, wört­lich auf Augen­hö­he mit den Men­schen, gelang es ihm, die Distanz des Vol­kes zum Kai­ser­haus zu ver­rin­gern, wenn auch nicht völ­lig auf­zu­he­ben. Sei­nen bei­den Söh­nen, dem neu­en Ten­nô und dem Thron­er­ben, erteil­te er bereits anläß­lich der tra­di­tio­nel­len Pres­se­kon­fe­renz im Vor­feld sei­nes Geburts­ta­ges im Dezem­ber 2018 einen Arbeits­auf­trag: Ihre Auf­ga­be sei es, einer­seits Tra­di­tio­nen wei­ter­zu­ge­ben, aber auch die Mon­ar­chie, der sich fast täg­lich ver­än­dern­den japa­ni­schen Gesell­schaft ent­spre­chend, weiterzuentwickeln.

Wie nun der neue Ten­nô der Insti­tu­ti­on des Ten­nô, als deren 126. Ver­tre­ter er gilt, wenn wir auch gut bera­ten sind, die His­to­ri­zi­tät mythi­scher Über­lie­fe­run­gen des 8. nach­christ­li­chen Jahr­hun­derts bzw. die erst in der Meiji-Zeit ent­stan­de­ne Genea­lo­gie des Kai­ser­hau­ses in Zwei­fel zu zie­hen, sei­nen Stem­pel auf­drü­cken wird, ist völ­lig offen. Zwei­fels­oh­ne wird er die teilnehmend-beobachtend gewon­nen Erkennt­nis­se wäh­rend der Amts­zeit sei­nes Vaters ein­brin­gen und im gro­ßen Bogen die Funk­ti­on des Ten­nô nach dem Vor­bild sei­nes Vaters fort­füh­ren. Mög­li­cher­wei­se kann er das Port­fo­lio sei­nes Amtes noch durch eine stär­ke­re Berück­sich­ti­gung des Umwelt­schut­zes erwei­tern. So ist auch in Japan bei­spiels­wei­se der Kli­ma­wan­del, nicht zuletzt in immer hei­ßer wer­den­den Som­mern, erkenn­bar. Durch sei­ne Dop­pel­funk­ti­on als Sym­bol von Staat und Volk sowie als Ober­pries­ter des Shin­tô als einer Reli­gi­on mit star­kem Natur­be­zug mag er hier einen per­sön­li­chen Akzent set­zen kön­nen, zumal er sich in sei­ner Kron­prin­zen­zeit auch beson­ders im Bereich der Siche­rung der Res­sour­ce Was­ser stark enga­giert hat.

Es gibt in Japan kei­ne poli­tisch wirk­lich ein­fluß­rei­che anti-monarchische Bewe­gung, wenn auch gele­gent­lich Pro­tes­te gegen das Kai­ser­haus vor­kom­men. Den Kla­gen, die von christ­li­chen und bud­dhis­ti­schen Gläu­bi­gen und Orga­ni­sa­tio­nen etwa gegen die staat­li­che Finan­zie­rung gewis­ser Inthro­ni­sie­rungs­ze­re­mo­nien, die deren Ansicht nach dem strik­ten ver­fas­sungs­mä­ßi­gen Gebot einer Tren­nung von Staat und Reli­gi­on zu wider­spre­chen schei­nen, erho­ben wur­den, dürf­te wenig Aus­sicht auf Erfolg beschie­den sein. Von die­ser Sei­te droht dem Kai­ser­haus also kei­ne Gefahr. Auf­fal­lend ist jedoch, daß die jun­ge Gene­ra­ti­on, zumin­dest wenn man Umfra­gen japa­ni­scher Medi­en trau­en darf, der Kai­ser­fa­mi­lie eher gleich­gül­tig gegen­über­steht. Mit zuneh­men­dem Alter erst neh­men Inter­es­se und Respekt an die­ser Insti­tu­ti­on zu, wobei Kon­sens zu bestehen scheint, das Sym­bol­kai­ser­tum erhal­ten zu wol­len und auch zukünf­tig nicht durch grö­ße­re poli­ti­sche Rech­te das Wesen die­ser Insti­tu­ti­on ent­schei­dend zu ver­än­dern. Dies mach­te ohne­hin eine Ver­fas­sungs­än­de­rung erfor­der­lich, für die sich kei­ne Mehr­hei­ten fin­den lie­ßen. Im 21. Jahr­hun­dert droh­te der Insti­tu­ti­on allen­falls durch ein poli­ti­sches Fest­hal­ten an der männ­li­chen Thron­fol­ge­re­ge­lung – unge­ach­tet einer brei­ten öffent­li­chen Zustim­mung für die weib­li­che Thron­fol­ge – Gefahr.

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