Am Nachmittag des 06. Juni ist in einem Tokyoter Krankenhaus Prinz Tomohito (Tomohito-shinnô 寛仁親王), der präsumtive Erbe des Prinzentitels Mikasa 三笠, im Alter von 66 Jahren verstorben. Als Sohn des jüngsten Bruders des Shôwa Tennô 昭和天皇 (1901–1989), des Prinzen Mikasa Takahito (Mikasa no miya Takahito-shinnô 三笠宮崇仁親王, geb. 1915), war er ein Cousin des gegenwärtigen Tennô. Er verstarb nach seiner 16. Krebsoperation seit 1991.
Der wegen seines Bartes in Japan freundlich als „bärtige Hoheit“ (hige no denka ヒゲの殿下) bezeichnete Prinz Tomohito erregte vor allem außerhalb Japans mediale Aufmerksamkeit, als er sich als Angehöriger des Kaiserhauses 2005 und 2006 überraschend deutlich gegen eine zur damaligen Zeit diskutierte Änderung des „Gesetzes für das Kaiserhaus“ (kôshitsu tenpan 皇室典範), mit der eine weibliche Thronfolge in Japan ermöglicht werden sollte, wandte.
Zu diesem Zeitpunkt war seit 40 Jahren kein männlicher Erbe mehr in die kaiserliche Familie geboren worden. Um eine langfristige Sicherung der Institution des Tennô zu ermöglichen, wurde eine Expertenkommission zu seiner persönlichen Beratung vom damaligen japanischen Ministerpräsidenten Koizumi Jun’ichirô 小泉純一郎 mit Lösungsvorschlägen beauftragt. Als Ergebnis der Beratungen dieses aus Vertretern der Wirtschaftsverbände, Wissenschaftlern und Politikern beiderlei Geschlechts bestehenden „Runden Tischs“ wurden vergleichsweise „revolutionäre“ Änderungen der bisherigen Thronfolgepraxis zur Sicherung eines „ewigen Systems der kaiserlichen Familie“ (eisei kôzoku-sei 永世皇族制) gemacht: (1) Die Thronfolge sollte ungeachtet des Geschlechts das erstgeborene Kind antreten; (2) Im Widerspruch zur gegenwärtigen rechtlichen Praxis, nach der kaiserliche Prinzessinnen durch Verheiratung aus dem Kaiserhaus ausscheiden, sollten ihre bürgerlichen Ehepartner Mitglieder des Kaiserhauses werden. Dadurch wäre die bisherige rechtliche Regelung, daß ausschließlich männliche Angehörige des Kaiserhauses Nebenlinien der kaiserlichen Familie gründen können, aufzuheben gewesen.
Neben einer Reaktivierung der 1947, nach der Niederlage Japans im Asiatisch-Pazifischen Krieg, aus dem engeren Kreis des Kaiserhauses ausgeschiedenen bzw. ausgeschlossenen elf Familienzweige regte Prinz Tomohito hingegen seinerseits zusätzlich eine Adoption ehemaliger männlicher Angehöriger des Kaiserhauses durch kaiserliche Prinzessinnen aus eigenem Recht (naishinnô 内親王) bzw. die Wiedereinführung der im historischen Kontext Ostasiens weder moralisch als verwerflich betrachteten noch außerordentlich ungewöhnlichen Institution der „maitresse en titre“ (sokushitsu 側室), kurzum des Systems der Konkubinen, für den verheirateten Kronprinzen an, auch wenn diese Einrichtung im Ausland vermutlich nur schwer zu vermitteln sei. Die gesamte Familie Mikasa lehne die Einführung der weiblichen Thronfolge ab.
Mit der überraschenden Geburt des Prinzen Hisahito (Hisahito-shinnô 悠仁親王) als Sohn des jüngeren Bruders des Kronprinzen, des Prinzen Akishino Fumihito (Akishino no miya Fumihito-shinnô 秋篠宮文仁親王, geb. 1965), am 6. September 2006 ebbte die Diskussion über die weibliche Thronfolge auf offizieller Ebene dann relativ zügig wieder ab. Da die Thronfolge gesichert scheint, wurden offizielle Überlegungen zur Änderungen des „Gesetzes für das Kaiserhaus“ weitgehend eingestellt.
Nach dem Tode des Prinzen Tomohito, der mit einer Schwester des ehemaligen Ministerpräsidenten Asô Tarô 麻生太郎 verheiratet war, mit der er zwei Töchter hatte, gehören gegenwärtig noch 22 Personen zur kaiserlichen Familie, sieben teils betagte männliche und fünfzehn weibliche.