Ich habe die Inhaltsbeschreibung eines neuen Projekts, das mich neben meiner Arbeit an meinem Forschungsvorhaben in den letzten Monaten beschäftigt und dem ich unter dem Titel „Egon Bahrs Japan-Besuch 1969: ein Moment des japanischen ’nuclear hedging‘ “ nachgehe, der Aufstellung gegenwärtiger und zukünftiger Forschungsvorhaben hinzugefügt.
Archiv der Kategorie: Gesellschaft
Greenpeace hat knapp einen Monat vor dem 2. Jahrestag der Dreifachkatastrophe im Osten Japans einen Bericht über die – nach Meinung dieser Organisation – völlig unzureichende Entschädigungspraxis der Tokyo Electric Power Company (TEPCO) als Betreiber des Kernkraftwerkes Fukushima und zur Verantwortung führender Unternehmen am Reaktorunfall, die allerdings aufgrund der herrschenden Rechtslage nicht in deren Beteiligung an Entschädigungen mündete, veröffentlicht: Weiterlesen
Im Rahmen des vom damaligen Generalsekretär Kofi Annan initialisierten Reformprozesses der Vereinten Nationen löste der UN-Menschenrechtsrat (United Nations Human Rights Council, kurz: UNHRC) 2006 die seit 1946 bestehende UN-Menschenrechtskommission (United Nations Commission on Human Rights, kurz: UNCHR) ab. Neben einer Verkleinerung der Zahl der Ratsmitglieder von 53 auf 47 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen wurde zudem ein neues Instrumentarium zur Untersuchung der weltweiten Menschenrechtssituation geschaffen: die sogenannte „Universelle Periodische Überprüfung“ (Universal Periodic Review, kurz: UPR) der mit den Menschenrechten in Zusammenhang stehenden Lage in allen 193 Mitgliedstaaten. Alle 4 Jahre haben sich die Mitglieder der Vereinten Nationen einem mehrstufigen, höchst institutionalisierten Prozess zur Überprüfung der Menschenrechtssituation ihres Landes zu unterziehen. Im Oktober 2012 war es Japan, das sich zum zweiten Mal diesem Verfahren zu stellen hatte. Weiterlesen
In der Arbeitspapierreihe des Internationalen Graduiertenkollegs „Formenwandel der Bürgergesellschaft. Japan und Deutschland im Vergleich“ (Universität Halle-Wittenberg und Universität Tôkyô) ist gerade ein längerer Text von mir erschienen, in dem ich mich unter dem Titel „Zivilgesellschaft als staatliche Veranstaltung? Eine Spurensuche im Japan vor 1945″ mit den historischen Wurzeln der japanischen Zivilgesellschaft auseinandersetze.
In meinem Diskussionsbeitrag trete ich für eine nachhaltigere Berücksichtigung historischer Prozesse in der sozial- und politikwissenschaftlichen Forschung zu Japan ein. Es scheint zu kurz zu greifen, die Existenz einer japanischen Zivilgesellschaft mit den Argumenten einer im Japan der Zeit verbreiteten „Tradition des Respekts für die Autorität und der Geringschätzung des Volkes“ (kanson minpi 官尊民卑) und eines Prinzips „der Selbstaufopferung für das Gemeinwohl“ (messhi hôkô 滅私奉公) infrage zu stellen. Dies gilt auch dann, wenn man unter dem Gesichtspunkt einer Berücksichtigung der Unterstützung des zeitgenössischen Herrschaftssystems durch breite gesellschaftliche Schichten, die sich partiell in Organisationen zusammenfanden, die meiner Interpretation nach als zivilgesellschaftliche kategorisiert werden können, nur eingeschränkt zivilgesellschaftstheoretische Annahmen zur Staatferne und Gewaltfreiheit unter Berücksichtigung von Zeit und Raum in Anwendung bringen kann. Weiterlesen

Filmposter „Hyakunen no kodama“ (2012)
Dokumentar- und Spielfilme historischen Inhalts erfreuen sich nicht nur in Deutschland wachsender Beliebtheit. Auch in Japan bieten Jahrestage und runde Jubiläen nicht nur den Anlaß für wissenschaftliche Konferenzen, Gedenkveranstaltungen und Publikationen, sondern auch für die Aufarbeitung historischer Ereignisse in Form bewegter Bilder. Deren Themen sind vielfältig. So war und ist beispielsweise in ausgewählten Lichtspielhäusern in den Städten Shimanto 四万十, Kyôto 京都 und Tôkyô 東京 im August und September diesen Jahres ein Dokumentarfilm zu sehen, der sich mit der so genannten „Hochverratsaffäre“ (taigyaku jiken 大逆事件) der Jahre 1910 und 1911 beschäftigt.
Die Hochverratsaffäre ist eines der herausragenden Ereignisse in der langen Geschichte der Bekämpfung und Unterdrückung sozialistischer bzw. anarchistischer Überzeugungen in der japanischen Geschichte bis 1945. Unter dem Vorwurf, ein Attentat auf den Meiji Tennô 明治天皇 (1852–1912), dessen Todestag sich 2012 ebenfalls zum hundertsten Male jährte, und den Kronprinzen anläßlich der Geburtstagsparade des Kaisers am 3. November 1910 geplant zu haben, wurden tatsächliche und mutmaßliche japanische Anarchisten zu Hunderten unter dem Generalverdacht der Verschwörung zur Ermordung des Monarchen unter Beobachtung gestellt und verhört, von denen 26 wiederum in einem Verfahren vor dem Reichsgericht (daishin’in 大審院) abgeurteilt wurden. Hintergrund dieses Prozesses bildeten Bestimmungen des „alten Strafgesetzes“ (kyû-keihô 旧刑法), die für eine direkte Beteiligung an Plänen zum Königsmord, dem Hochverrat (taigyaku-zai 大逆罪) also, zwingend die Todesstrafe vorsahen. Weiterlesen
Am 16.08.2012, seinem 106. Geburtstag, so weiß die japanische Tageszeitung Mainichi shinbun zu berichten, wurde Shôchi Saburô 曻地三郎 in das „Guiness Buch der Rekorde“ aufgenommen. Seine besondere Leistung bestand darin, als bisher „ältester Mensch unter Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel die Erde umrundet“ zu haben. Seit seinem 100. Geburtstag hat sich Shôchi Saburô, der auf seiner Reise stets mit einem schwarzen Zylinder und rotem Hutband zu sehen war, jährlich auf eine Vortragsreise ins Ausland begeben. Zu seiner diesjährigen Flugreise war er am 16.07. in seiner Heimatstadt Fukuoka aufgebrochen. Er legte rund 57.000 Kilometern bei 16 Umstiegen zurück. In der First Class reiste er, seinem Alter entsprechend, vergleichsweise bequem. Unter anderem nahm der promovierte Pädagoge am „International Congress of Psychology“ in Cape Town (Südafrika) teil. Wenn man der Mainichi shinbun glauben darf, ist sein nächstes persönliches Ziel die Teilnahme am kommenden Psychologenkongress – 2016 in Yokohama.
Ungeachtet dieser äußerst respektablen Leistung wäre es sicher nicht allzu interessant, hier weiter auf diese Person einzugehen, wenn sich bei näherer Recherche nicht eine noch bemerkenswertere Lebensgeschichte offenbarte. Dieser noch im 39. Jahr der Meiji-Zeit (1906) auf Hokkaidô Geborene kann auf ein an akademischen Titeln und internationalen wissenschaftlichen Auszeichnungen reiches, aber auch mit persönlichen Prüfungen versehenes Leben zurückblicken. Weiterlesen
Dem Historiker Leopold von Ranke wird der Sinnspruch zugeschrieben, Siege seien schnell errungen, diese Erfolge aber zu verstetigen, gestalte sich eher schwer. In der japanischen Musikszene des Jahres 2012 ist von einem erstaunlichen Sieg zu berichten – Ausgang noch offen. Dieser Sieg wurde zunächst mit einem Video auf Youtube erreicht. Vor 5 Monaten hochgeladen, wurde dieses Video der damals völlig unbekannten Sängerin GILLE, eine englische Coverversion des japanischen Titels „Flying Get“ (フライングゲット) der japanischen J‑Pop-Gruppe AKB48, inzwischen über 2.870.000 Mal (Stand: 21.07.2012) aufgerufen.
Ist schon AKB48 (AKB = Akihabara, einem Ortsteil Tôkyôs, + 48 ursprünglich angedachte Mitglieder, jeweils 24 in 2 Gruppen, Informationen in japanischer Sprache) mit ihrem eigenen Theater in Akihabara und inzwischen 4 Gruppen mit jeweils 16 Sängerinnen ein besonderes Phänomen des so genannten J‑Pop, gilt dies allemal auch für GILLE. Sie verzichtete bewußt auf die Sichtbarkeit ihres Gesichts und ist auf diesem und anderen Videos, um die im Laufe der letzten Monate ihr Youtube-Channel erweitert wurde, ausschließlich in ihrer Silhouette sichtbar. Weiterlesen