Henry St. John Bolingbroke (1678–1751) zum Brexit

Nur zur Abwechs­lung und aus­nahms­wei­se eine Fund­sa­che zu einem nicht-japanbezogenen Thema:

Fast könn­te man den Ein­druck gewin­nen, Hen­ry St. John, 1. Vis­count Bol­ing­bro­ke, einer der bri­ti­schen Phi­lo­so­phen in der Zeit der Auf­klä­rung und ein zeit­ge­nös­sisch nicht unum­strit­te­ner Poli­ti­ker, habe den Aus­tritt des Ver­ei­nig­ten König­reichs aus der Euro­päi­schen Uni­on vor­her­ge­se­hen. Es scheint zumin­dest, als hät­te er ihn befürwortet.

Our nati­on inha­bits an island, and is one of the prin­ci­pal nati­ons of Euro­pe; but to main­tain this rank, we must take the advan­ta­ges of this situa­ti­on, which have been negle­c­ted by us for almost half a cen­tu­ry; we must always remem­ber, that we are not part of the con­ti­nent, but we must never for­get, that we are neigh­bours to it. I will con­clude, by app­ly­ing a rule, that Hor­ace gives for the con­duct of an epic or dra­ma­tic poem, to the part Gre­at Bri­tain ought to take in the affairs of the con­ti­nent, if you allow me to trans­form Bri­tan­nia into a male divi­ni­ty, as the ver­se requires.

Nec Deus inter­sit nisi dig­nus vin­di­ce nodus
Inciderit.“

Hen­ry St. John Bol­ing­bro­ke (1678–1751), Let­ters on the Stu­dy and Use of Histo­ry (1752)

Ob nun aber das Ver­ei­nig­te König­reich tat­säch­lich über jene „über­na­tür­li­che Kraft“ eines „Got­tes“ ver­fügt, der nicht ein­zu­schal­ten ist, wenn die­se nicht zur Ent­wick­lung erfor­der­lich ist, mag dahin­ge­stellt bleiben.

Neue Publikation: 1969年の日独外務省政策企画協議と日本の核武装問題

deckblatt_es15Hier noch­mals ein Hin­weis zu mei­nem For­schungs­pro­jekt bezüg­lich des Japan­be­suchs von Egon Bahr (SPD) 1969 im Kon­text der deutsch-japanischen Bezie­hun­gen & zeit­ge­nös­si­scher Dis­kus­sio­nen über eine ato­ma­re Bewaff­nung Japans. Als Abschluß die­ses For­schungs­vor­ha­bens ist jetzt ein Auf­satz in japa­ni­scher Spra­che von mir erschie­nen. Inter­es­sier­te fin­den den Voll­text hier.

この度、私が1969年の日独外務省政策企画協議と日本の核武装問題をテーマに執筆した論文が東京大学大学院総合文化研究科附属グローバル地域研究機構/ドイツ・ヨーロッパ研究センター編集『ヨーロッパ研究』第15号に掲載されましたので、ここにお知らせいたします。

マイク・ヘンドリク・シュプロッテ(2016年):「日独外務省政策企画協議と日本の核武装問題―エゴン・バールと1969年の日本訪問―」、『ヨーロッパ研究』、第15号、29-41頁. 論文のフル・テキストはこちらです。

Sicherheit & ihr Gegenbild – das „Schriftzeichen des Jahres“ 2015 in Japan

Nicht wie bis­her üblich am 12. Dezem­ber, dem „Tag des chi­ne­si­schen Schrift­zei­chens“, son­dern etwas ver­spä­tet wur­de heu­te das japa­ni­sche „Schrift­zei­chen des Jah­res“ (koto­shi no kan­ji 今年の漢字) 2015 bekannt gege­ben. Wie schon in den Vor­jah­ren hat­te die „Japa­ni­sche Gesell­schaft zur Über­prü­fung der kan­ji–Fähig­keit“ (Nihon kan­ji nôryo­ku ken­tei kyô­kai 日本漢字能力検定協会) lan­des­weit Vor­schlä­ge für ein chi­ne­si­sches Schrift­zei­chen ein­ge­wor­ben, das die viel­schich­ti­gen Ent­wick­lun­gen Japans im Jahr 2015 reprä­sen­tie­re. Von ins­ge­samt abge­ge­be­nen 129.647 fiel mit 5.632 Stim­men (= 4,3 %) die Wahl auf das Schrift­zei­chen  mit den Lesun­gen an / yasu[-i] - yasun[-jiru] – izu[-kunzo] sowie sei­nen Bedeu­tungen „sicher“, „fried­lich“, „bequem“ und „bil­lig“. Wie schon sei­ne Vor­gän­ger der Jah­re 2013 und 2014 und wie das „Schrift­zei­chen der Zukunft“ (mirai no kan­ji 未来の漢字) wur­de das dies­jäh­ri­ge chi­ne­si­sche Sie­ger­zei­chen auch in einer kal­li­gra­phi­schen Zere­mo­nie im Kiyomizu-dera (清水寺) vom Vor­stand die­ses bud­dhis­ti­schen Tem­pels Mori Sei­han 森清範 der Öffent­lich­keit vor­ge­stellt. Wei­ter­le­sen

Neue Arbeitspapiere des Internationalen Graduiertenkollegs Halle Tôkyô

Logo IGK smallIn der von mir mit­her­aus­ge­ge­be­nen Publi­ka­ti­ons­rei­he „ ‚For­men­wan­del der Bür­ger­ge­sell­schaft‘ – Arbeits­pa­pie­re des Inter­na­tio­na­len Gra­du­ier­ten­kol­legs Hal­le Tôkyô“ sind drei neue, sehr lesens­wer­te Tex­te erschie­nen, die im Voll­text zur Ver­fü­gung stehen:

♦ Num­mer 17: Tono­mu­ra, Masaru (2015): Die Erin­ne­rung an die Kolo­nien im Japan der Nachkriegszeit.

♦ Num­mer 18: Aza­rya­hu, Maoz (2015): Öffent­li­ches Erin­nern – Die Zivil­ge­sell­schaft, der Staat und die Gestal­tung des natio­na­len Geden­kens in Israel.

♦ Num­mer 19: Brie­se, Olaf (2015): Frei­wil­li­ge Feu­er­weh­ren im 19. Jahr­hun­dert. Erfol­ge – Miss­erfol­ge – Behinderungen.

Vortragsankündigung: „Egon Bahr ‒ sein Japanbesuch 1969“ (OAG, Tôkyô, 23. Sept. 2015)

In der ver­gan­ge­nen Nacht ist der Archi­tekt einer „Neu­en Ost­po­li­tik“ der sozi­al­li­be­ra­len Koali­ti­on unter Füh­rung Wil­ly Brandts, der Frie­dens­for­scher und Bun­des­mi­nis­ter a.D. Prof. Dr. Egon Bahr (SPD) 93-jährig ver­stor­ben. Die­se trau­ri­ge Nach­richt fällt zufäl­lig mit mei­ner Absicht zusam­men, heu­te auf einen Vor­trag hin­zu­wei­sen, den ich am Mitt­woch, den 23. Sep­tem­ber 2015 um 18:30 Uhr in deut­scher Spra­che bei der Deut­schen Gesell­schaft für Natur- und Völ­ker­kun­de Ost­asi­ens (OAG) in Tôkyô hal­ten wer­de. Der Titel mei­nes Vor­tra­ges lautet:

Egon Bahr ‒ sein Japan­be­such 1969 und die Fra­ge einer japa­ni­schen Atom­be­waff­nung

Details über den Inhalt mei­nes Vor­tra­ges, die Ört­lich­keit und die gast­ge­ben­de Gesell­schaft fin­den Sie hier auf den Sei­ten der OAG. Außer­dem könn­ten Sie sich über das mit die­sem Vor­trag in Zusam­men­hang ste­hen­de For­schungs­pro­jekt durch die­se Pro­jekt­skiz­ze informieren.

Louis Zamperini (1917–2014) – „Unbroken“

Buchdeckel von: Zamperini, Louis (1957): Den Teufel auf den Fersen. Konstanz: Christliche Verlagsanstalt.Einleitung

Doku­men­ta­tio­nen und Spiel­fil­me, denen eine wah­re his­to­ri­sche Bege­ben­heit zugrun­de liegt, erfreu­en sich nicht nur in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten und Euro­pa, son­dern eben­so auch in Japan gro­ßer Beliebt­heit. Zumin­dest gilt dies für Fil­me, die sich nicht all­zu kri­tisch mit der jün­ge­ren japa­ni­schen Ver­gan­gen­heit befas­sen. Seit Mit­te Janu­ar ist in deut­schen Kinos nun ein US-amerikanischer Spiel­film zu sehen, des­sen Erschei­nen in Japan bis­her eher unge­wiss ist: „Unbro­ken“ unter der Regie von Ange­li­na Jolie über das Leben des Spit­zen­sport­lers und japa­ni­schen Kriegs­ge­fan­ge­nen Lou­is „Lou­ie“ Zam­pe­ri­ni (1917–2014). Die deut­schen Film­kri­ti­ken, die zu dem Film ver­öf­fent­licht wur­den, schei­nen eher ver­hal­ten zu sein. Auch bei den dies­jäh­ri­gen Nomi­nie­run­gen für den Oscar wur­de die­ser Film nur in weni­ger bedeu­te­ten­den Kate­go­rien, für die „Bes­te Kame­ra­füh­rung“, den „Bes­ten Ton“ und den „Bes­ten Ton­schnitt“, berück­sich­tigt. In Japan ist der Film in Krei­sen kon­ser­va­ti­ver Mei­nungs­füh­rer und Medi­en umstrit­ten, behan­delt er doch im sieb­zigs­ten Jahr nach Kriegs­en­de den bru­ta­len und men­schen­ver­ach­ten­den Umgang mit alli­ier­ten Kriegs­ge­fan­ge­nen sei­tens des japa­ni­schen Mili­tärs. Anhän­ger eines japa­ni­schen Geschichts­re­vi­sio­nis­mus, flan­kiert von Ver­tre­tern der japa­ni­schen „Socie­ty for the Dis­se­mi­na­ti­on of His­to­ri­cal Fact“ (Shi­jitsu o sekai ni hass­hin suru kai 史実を世界に発信する会), agi­tier­ten vor­beu­gend gegen eine Ver­öf­fent­li­chung des Films in Japan. Mit Erfolg, wie es scheint, denn bis­her wur­de noch kein Datum für einen Film­start in japa­ni­schen Licht­spiel­häu­sern bekannt­ge­ge­ben. Der japa­ni­sche Film­ver­leih Tôhô tôwa 東宝東和, Koope­ra­ti­ons­part­ner von Uni­ver­sal Pic­tures, hat sich bis­her offen­bar nicht auf eine Frei­ga­be des Films in Japan fest­le­gen wol­len, wie das Unter­hal­tungs­ma­ga­zin „Varie­ty“ Mit­te Janu­ar online berich­te­te. In Chi­na hin­ge­gen soll­te der Film am 30. Janu­ar 2015 urauf­ge­führt wer­den, in Süd­ko­rea läuft er bereits seit dem  7. Janu­ar 2015. Wei­ter­le­sen

Geldleistung an den Staat – das „Schriftzeichen des Jahres“ 2014

Haben Sie nicht viel­leicht auch den Ein­druck, als sei das Jahr 2014, wenn auch noch weni­ge Wochen ver­blei­ben, beson­ders schnell ver­gan­gen? Fast kommt es mir vor, als habe ich erst „ges­tern“ von der Wahl eines „Schrift­zei­chen des Jah­res“ (koto­shi no kan­ji 今年の漢字) – da aber für das Jahr 2013 – als ver­kürz­te Bilanz eines Jah­res­laufs und den Modus sei­ner Aus­wahl berich­tet. Heu­te wur­de nun bereits das für das Jahr 2014 reprä­sen­ta­ti­ve Schrift­zei­chen gekürt. Es ist das 20. sei­ner Art. Die Wahl fiel auf das Schrift­zei­chen mit den Lesun­gen zei - sei / mit­su­gi sowie der Bedeu­tung „Steu­er“. Vor allem die Erhö­hung (zôzei 増税) der Ver­brauchs­steu­er (shôhi-zei 消費税) zum 1. April die­sen Jah­res, übri­gens erst­mals seit 1997, von 5% auf 8%, aber auch die Ver­schie­bung einer ursprüng­lich für den 1. Okto­ber 2015 geplan­ten zwei­ten Anhe­bung auf 10% führ­ten zum Votum für die­ses Schrift­zei­chen. Die Anhe­bung der Ver­brauchs­steu­er stel­le durch eine Ver­teue­rung von Waren des täg­li­chen Bedarfs, der Trans­port­kos­ten (für Taxis, Bah­nen und Bus­se) und der Gebüh­ren öffent­li­cher Ver­sor­gungs­un­ter­neh­men für Strom, Gas und Was­ser eine Belas­tung für die Haus­halts­füh­rung dar und habe dadurch einen gro­ßen Ein­fluß auf die Lebens­wei­se der Japa­ne­rin­nen und Japa­ner erlangt. Damit ver­wies es die Schrift­zei­chen netsu / atsu[i] – hate[ru] – iki[ru]hoto­bo­ri 熱 (= Hit­ze, auch Eifer bzw. Enthu­si­as­mus) und kyo / fu{ku]ha[ku]uso 嘘 (= Lüge) auf den zwei­ten bzw. drit­ten Platz. Wei­ter­le­sen