In der Nacht vom 22. auf den 23. Juli 1918 weigerten sich in dem Örtchen Uozu in der Präfektur Toyama Frauen Reissäcke zur Verladung auf Schiffe zu tragen, eine Tätigkeit, mit der sie wirtschaftlich ihre Famlien unterstützten. Dieses Ereignis bot den Auftakt zu landesweiten Unruhen wegen eines über ein erträgliches Maß gestiegenen Reispreises, den so genannten „Reisunruhen“ (kome sôdô 米騒動). Diesen Reisunruhen widmete sich der Deutschlandfunk in seiner Serie „Kalenderblatt“ mit einem Beitrag unter dem Titel „Vor 100 Jahren – Als in Japan die ‚Reisunruhen‘ begannen“ von Almut Finck. An diesem Beitrag habe ich mitgewirkt. Dieses Kalenderblatt vom 23. Juli 2018 ist hier auf der Internetseite des Deutschlandfunks verschriftlicht.
Archiv der Kategorie: Wirtschaft
Nicht wie bisher üblich am 12. Dezember, dem „Tag des chinesischen Schriftzeichens“, sondern etwas verspätet wurde heute das japanische „Schriftzeichen des Jahres“ (kotoshi no kanji 今年の漢字) 2015 bekannt gegeben. Wie schon in den Vorjahren hatte die „Japanische Gesellschaft zur Überprüfung der kanji–Fähigkeit“ (Nihon kanji nôryoku kentei kyôkai 日本漢字能力検定協会) landesweit Vorschläge für ein chinesisches Schriftzeichen eingeworben, das die vielschichtigen Entwicklungen Japans im Jahr 2015 repräsentiere. Von insgesamt abgegebenen 129.647 fiel mit 5.632 Stimmen (= 4,3 %) die Wahl auf das Schriftzeichen 安 mit den Lesungen an / yasu[-i] - yasun[-jiru] – izu[-kunzo] sowie seinen Bedeutungen „sicher“, „friedlich“, „bequem“ und „billig“. Wie schon seine Vorgänger der Jahre 2013 und 2014 und wie das „Schriftzeichen der Zukunft“ (mirai no kanji 未来の漢字) wurde das diesjährige chinesische Siegerzeichen auch in einer kalligraphischen Zeremonie im Kiyomizu-dera (清水寺) vom Vorstand dieses buddhistischen Tempels Mori Seihan 森清範 der Öffentlichkeit vorgestellt. Weiterlesen
Haben Sie nicht vielleicht auch den Eindruck, als sei das Jahr 2014, wenn auch noch wenige Wochen verbleiben, besonders schnell vergangen? Fast kommt es mir vor, als habe ich erst „gestern“ von der Wahl eines „Schriftzeichen des Jahres“ (kotoshi no kanji 今年の漢字) – da aber für das Jahr 2013 – als verkürzte Bilanz eines Jahreslaufs und den Modus seiner Auswahl berichtet. Heute wurde nun bereits das für das Jahr 2014 repräsentative Schriftzeichen gekürt. Es ist das 20. seiner Art. Die Wahl fiel auf das Schriftzeichen 税 mit den Lesungen zei - sei / mitsugi sowie der Bedeutung „Steuer“. Vor allem die Erhöhung (zôzei 増税) der Verbrauchssteuer (shôhi-zei 消費税) zum 1. April diesen Jahres, übrigens erstmals seit 1997, von 5% auf 8%, aber auch die Verschiebung einer ursprünglich für den 1. Oktober 2015 geplanten zweiten Anhebung auf 10% führten zum Votum für dieses Schriftzeichen. Die Anhebung der Verbrauchssteuer stelle durch eine Verteuerung von Waren des täglichen Bedarfs, der Transportkosten (für Taxis, Bahnen und Busse) und der Gebühren öffentlicher Versorgungsunternehmen für Strom, Gas und Wasser eine Belastung für die Haushaltsführung dar und habe dadurch einen großen Einfluß auf die Lebensweise der Japanerinnen und Japaner erlangt. Damit verwies es die Schriftzeichen netsu / atsu[i] – hate[ru] – iki[ru] – hotobori 熱 (= Hitze, auch Eifer bzw. Enthusiasmus) und kyo / fu{ku] – ha[ku] – uso 嘘 (= Lüge) auf den zweiten bzw. dritten Platz. Weiterlesen
Greenpeace hat knapp einen Monat vor dem 2. Jahrestag der Dreifachkatastrophe im Osten Japans einen Bericht über die – nach Meinung dieser Organisation – völlig unzureichende Entschädigungspraxis der Tokyo Electric Power Company (TEPCO) als Betreiber des Kernkraftwerkes Fukushima und zur Verantwortung führender Unternehmen am Reaktorunfall, die allerdings aufgrund der herrschenden Rechtslage nicht in deren Beteiligung an Entschädigungen mündete, veröffentlicht: Weiterlesen
Dem Historiker Leopold von Ranke wird der Sinnspruch zugeschrieben, Siege seien schnell errungen, diese Erfolge aber zu verstetigen, gestalte sich eher schwer. In der japanischen Musikszene des Jahres 2012 ist von einem erstaunlichen Sieg zu berichten – Ausgang noch offen. Dieser Sieg wurde zunächst mit einem Video auf Youtube erreicht. Vor 5 Monaten hochgeladen, wurde dieses Video der damals völlig unbekannten Sängerin GILLE, eine englische Coverversion des japanischen Titels „Flying Get“ (フライングゲット) der japanischen J‑Pop-Gruppe AKB48, inzwischen über 2.870.000 Mal (Stand: 21.07.2012) aufgerufen.
Ist schon AKB48 (AKB = Akihabara, einem Ortsteil Tôkyôs, + 48 ursprünglich angedachte Mitglieder, jeweils 24 in 2 Gruppen, Informationen in japanischer Sprache) mit ihrem eigenen Theater in Akihabara und inzwischen 4 Gruppen mit jeweils 16 Sängerinnen ein besonderes Phänomen des so genannten J‑Pop, gilt dies allemal auch für GILLE. Sie verzichtete bewußt auf die Sichtbarkeit ihres Gesichts und ist auf diesem und anderen Videos, um die im Laufe der letzten Monate ihr Youtube-Channel erweitert wurde, ausschließlich in ihrer Silhouette sichtbar. Weiterlesen
Anfang Juni veröffentlichte die japanische Regierung durch ihr Kabinettsbüro ihr „Weißbuch der Maßnahmen gegen Selbstmord“ (jisatsu taisaku hakusho 自殺対策白書) für das Jahr 2011 (Heisei 23). Dieser Statistik zufolge nahmen sich 2011 30.651 Menschen in Japan das Leben. Im Vergleich zu der statistischen Erhebung des Vorjahres bedeutet dies eine Reduzierung der Freitode um ca. 3,3% (2010: 31.690). Erstmals nach 14 Jahren sei somit die jährliche Anzahl der Selbstmorde in Japan wieder unter 31.000 gesunken. Untersuchungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) belegen, daß Japan unter den acht führenden Industrienationen der Welt hinter Rußland die zweithöchste durchschnittliche Selbstmordrate auf 100.000 Einwohner zu verzeichnen hat.
Was nun aber gegenwärtig der Regierung Sorgen bereitet, ist der sprunghafte Anstieg der Selbstmordfälle im zweiten Quartal 2011. Im April nahmen sich 2711 (2010: 2585), im Mai 3375 (2010: 2782) und im Juni 3037 Menschen (2010: 2780) das Leben. Wurde im vergangenen Jahr noch etwa der Freitod des Erotikmodells (gurabia aidoru グラビアアイドル) und TV-„Sternchens“ Uehara Miyu (上原美優, 1987–2011) am 12.05.2011 dazu herangezogen, die untypisch ansteigende Selbstmordrate im zweiten Quartal 2011 in der Altersgruppe der 20- bis 30-jährigen Frauen zu erklären, steht nunmehr die „Erdbebenkatastrophe im Osten Japans“ (Higashi-Nihon daishinsai 東日本大震災) vom 11.03.2011 im Fokus der Analyse. Weiterlesen