Übung im Hauptstudium: Historische Dokumente zur Geschichte der Beziehungen zwischen Japan und Korea
Dieser Lektürekurs wurde in Ergänzung eines Hauptseminars von Prof. Dr. Wolfgang Seifert mit dem Titel „Die Beziehungen zwischen Japan und Korea“ von mir durchgeführt.
Die Befähigung zur eigenständigen Interpretation – sowohl isolierter historischer Ereignisse als auch der beziehungsgeschichtlichen Prozesse auf zwischenstaatlicher Ebene – erfordert ein unfassendes Faktenwissen. In der historischen Analyse unterschiedlichster Phänomene ist deshalb das Quellenstudium ein unverzichtbarer Bestandteil.
In der Absicht, die im Hauptseminr gewonnenen Erkenntnisse zu vertiefen und inhaltliche Vermutungen anhand historischer Quellen auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, wurden in dieser Übung ausgewählte Texte zur Geschichte der japanisch-koreanischen Beziehungen und einige Stellungnahmen japanischer Intellektueller sprachlich analysiert und in die deutsche Sprache übersetzt. Als ein Aspekt der Analyse politischer Terminologie im geschichtlichen Kontext wurden historische Texte interpretiert, die zwischen 1873 und 1919 entstanden sind. Besonderen Wert wurde in diesem Zusammenhang auf das politische Vokabular der Zeit gelegt, das in die japanisch-koreanischen Vertragstexte einfloß, wobei auch der Frage nachgegangen wurde, inwieweit einzelne Textpassagen Rückschlüsse auf die tatsächliche Qualität dieser zwischenstaatlichen Beziehungen zulassen.
Bei den zur Bearbeitung vorgesehenen Texten handelte es sich um:
♦ Den Freundschaftsvertrag mit Korea von 1876 (Vertrag von Kanghwa, Nitchô shûkô jôki 日朝修好条規).
♦ Fukuzawa Yukichi: „Erörterung der These einer Abkehr von Asien“ (1885, Datsua-ron 脱亜論).
♦ „Vertrag bezüglich des Anschlusses Koreas an Japan“ (1910, Nikkan heigô ni kan suru jôyaku 日韓併合に関する条約).
♦ „Die Unabhängigkeitserklärung vom 1. März“ (1919, San-ichi dokuritsu sengen 三・一独立宣言).
(Sommersemester 2001)