Übung im Hauptstudium: Zwischen Göttlichkeit und Symbolkaisertum – Der Shôwa-Tennô und seine Zeit
Als der Shôwa-Tennô (昭和天皇, 1901–89) als der mutmaßlich 124. Tennô in der japanischen Geschichte 1926 den Thron bestieg, tat er das im Rahmen eines um 1890 entstandenen Herrschaftssystems, das dem Tennô als „Legitimitätsrepräsentanten“ politischer Herrschaft eine besondere Rolle zuwies. In seinem Namen wandte sich Japan in den 1930er Jahren militärisch gegen seine asiatischen Nachbarn und 1941 gegen die USA. Nach der vernichtenden Niederlage des Landes im Asiatisch-Pazifischen Krieg (1931–1945) und der Demokratisierung Japans unter US-amerikanischer Ägide wurde dennoch keine Strafmaßnahme gegen den Monarchen verhängt. Er repräsentierte nach 1945 das politische Establishment und deren Machteliten ebenso, wie er es bereits vor 1945 getan hatte. Ziel dieser Veranstaltung war der Versuch, der Person dieser historischen Persönlichkeit und ihrer Rolle in der historischen Entwicklung Japans im 20. Jahrhundert nachzugehen.
Die Veranstaltung gliederte sich inhaltlich folgendermaßen:
♦ Einführung in die Thematik: Personen der Geschichte oder personifizierte Geschichte?
♦ Das politische System der Meiji-Zeit: Verfassung (Meiji kenpô 明治憲法, Dai-Nippon teikoku kenpô 大日本帝国憲法), Kaiserliches Hausgesetz (kôshitsu tenpan 皇室典範), Wahlrecht (senkyo-hô 選挙法) und Kaiserliches Erziehungsedikt (kyôiku chokugo 教育勅語).
♦ Kontinuitäten und Brüche in der Taishô- und Shôwa-Zeit.
♦ Jugend und Regentschaft: Die Lehrjahre des zukünftigen Tennô.
♦ Inthronisierung und erste Jahre der „Herrschaft“.
♦ Der Shôwa-Tennô in den 1930er Jahren: Der Versuch eigenständigen Handelns als Emanzipationsansatz?
♦ Die Rolle des Shôwa-Tennô im Totalen Krieg (1941–45).
♦ Kapitulation und Besatzung: „Das Unerträgliche ertragen .…“.
♦ „Shôwa-Tennô dokuhaku-roku“ 昭和天皇独白録: Geschichte und Motivation seiner Entstehung, Auffälligkeiten und Unterschiede der japanischen und englischen Fassungen im Vergleich.
♦ Vom „Gott“ zum „Menschen“: Die Person des Tennô unter der neuen Verfassung.
♦ Nachkriegsaktivitäten des Tennô: Der Vorwurf der persönlichen Kriegsverantwortung des Shôwa-Tennô und dessen Einfluß auf seine Amtsführung.
♦ 1988/89: Götterdämmerung – Zwischen Trauer und Hysterie.
(Sommersemester 2002)