Zehn Jahre seit jenem Tag – Erinnerungen an ein Erdbeben

Seit jenem Tag sei­en zehn Jah­re ver­gan­gen, sagen sie. Am 11. März 2011, einem in mei­ner viel­leicht trü­ge­ri­schen Erin­ne­rung son­ni­gen Tag, beb­te um 14:46 Uhr die Erde. Obwohl nur in der Peri­phe­rie, in Tôkyô, konn­te man sich nicht auf den Bei­nen halten.

Was­ser­tanks auf Haus­dä­chern bars­ten. Schei­ben eines alten Gebäu­des, viel­leicht einer Turn­hal­le, bra­chen. Nach­dem man sich erst zwi­schen zwei Hoch­schul­ge­bäu­den auf dem Komaba-Campus der Uni­ver­si­tät von Tôkyô auf­ge­hal­ten hat­te, such­te man doch wei­se Schutz auf der wei­te Flä­che eines Sport­plat­zes. Nach­be­ben! Mal stär­ker, mal schwä­cher. Über Tage wird man ler­nen, daß nach dem Beben vor dem nächs­ten ist. Wei­ter­le­sen

Die Erdbeben auf Kyûshû vom April 2016 & die Demagogie

Seit­dem am 14. April die süd­lichs­te der vier japa­ni­schen Haupt­in­seln, Kyûs­hû, mit der Prä­fek­tur Kuma­mo­to im Fokus von einem schwe­ren Erd­be­ben getrof­fen wur­de, dem seit­her in einer unun­ter­bro­che­nen Ket­te zum Teil noch weit schwe­re „Nach­be­ben“ fol­gen, bro­delt die Gerüch­te­kü­che in den sozia­len Netz­wer­ken. Es sind die­se – nichts zuletzt psy­chi­schen – Aus­nah­me­si­tua­tio­nen, die der Ver­brei­tung von Gerüch­ten Vor­schub leis­ten, wenn auch die Anony­mi­tät des Inter­nets heut­zu­ta­ge dabei inzwi­schen för­der­lich sein mag. Man­che Gerüch­te neh­men dabei gar nicht zwin­gend in der betrof­fe­nen Regi­on ihren Aus­gang, son­dern wer­den aus falsch­ver­stan­de­nem „Spaß“ andern­orts hämisch „kom­po­niert“.  Gleich­wohl fühlt man sich wie auf einer Zeit­rei­se – in den Sep­tem­ber 1923 und nach Tôkyô, als Ver­leum­dun­gen, von der zeit­ge­nös­si­schen Pres­se­be­richt­erstat­tung flan­kiert, zu gewalt­sa­men Aus­schrei­tun­gen gegen die korea­ni­sche Min­der­heit in der japa­ni­schen Haupt­stadt­re­gi­on nach dem schwe­ren Kantô-Erdbeben vom 1. Sep­tem­ber 1923 (Kan­tô dais­hin­sai, 関東大震災) führ­ten. Ähn­lich üble Gerüch­te, japa­nisch デマ (dema, von: Dem­ago­gie), wie damals wer­den jetzt gera­de, in dem Moment, in dem die­ser kur­ze Bei­trag ent­steht, im Kon­text des Kumamoto-Erdbebens über den Kurz­nach­rich­ten­dienst Twit­ter in statt­li­cher Zahl ver­brei­tet: Wei­ter­le­sen

Mitschnitt eines Vortrags zu Gerüchten und Falschmeldungen in Erdbebenkatastrophen online

Am 26. Juni 2013 habe ich am Ost­asia­ti­schen Insti­tut (Japa­no­lo­gie) der Uni­ver­si­tät Leip­zig einen Vor­trag mit dem Titel „Die ‚Nach­rich­ten des Win­des‘ (kaze no tayo­ri 風の便り): Zur Wir­kung von Gerüch­ten (uwa­sa 噂) und Falsch­mel­dun­gen (ryû­gen higo 流言蜚語) in den Erd­be­ben­ka­ta­stro­phen 1923 und 2011“ gehal­ten. Die­ser Vor­trag wur­de mit­ge­schnit­ten und ist nun auf den Youtube-Channel der Japa­no­lo­gie Leip­zig ein­ge­stellt wor­den: Wei­ter­le­sen

Neue Vorträge

Im Ver­lauf des Juni 2013 habe ich zwei Vor­trä­ge – zu Egon Bahrs Japan-Besuch 1969 und zu Gerüch­ten bzw. Falsch­mel­dun­gen in den Erd­be­ben­ka­ta­stro­phen 1923 und 2011 – gehal­ten und mei­ne Auf­stel­lung ent­spre­chend aktualisiert.

Greenpeace zum Reaktorunfall in Fukushima

Green­peace hat knapp einen Monat vor dem 2. Jah­res­tag der Drei­fach­ka­ta­stro­phe im Osten Japans einen Bericht über die – nach Mei­nung die­ser Orga­ni­sa­ti­on – völ­lig unzu­rei­chen­de Ent­schä­di­gungs­pra­xis der Tokyo Elec­tric Power Com­pa­ny (TEPCO) als Betrei­ber des Kern­kraft­wer­kes Fuku­shi­ma und zur Ver­ant­wor­tung füh­ren­der Unter­neh­men am Reak­tor­un­fall, die aller­dings auf­grund der herr­schen­den Rechts­la­ge nicht in deren Betei­li­gung an Ent­schä­di­gun­gen mün­de­te, ver­öf­fent­licht: Wei­ter­le­sen

Selbstmordrate und Erdbebenkatastrophe 2011

Anfang Juni ver­öf­fent­lich­te die japa­ni­sche Regie­rung durch ihr Kabi­netts­bü­ro ihr „Weiß­buch der Maß­nah­men gegen Selbst­mord“ (jisa­tsu tais­a­ku hakus­ho 自殺対策白書) für das Jahr 2011 (Heis­ei 23). Die­ser Sta­tis­tik zufol­ge nah­men sich 2011 30.651 Men­schen in Japan das Leben. Im Ver­gleich zu der sta­tis­ti­schen Erhe­bung des Vor­jah­res bedeu­tet dies eine Redu­zie­rung der Frei­to­de um ca. 3,3% (2010: 31.690). Erst­mals nach 14 Jah­ren sei somit die jähr­li­che Anzahl der Selbst­mor­de in Japan wie­der unter 31.000 gesun­ken. Unter­su­chun­gen der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (WHO) bele­gen, daß Japan unter den acht füh­ren­den Indus­trie­na­tio­nen der Welt hin­ter Ruß­land die zweit­höchs­te durch­schnitt­li­che Selbst­mord­ra­te auf 100.000 Ein­woh­ner zu ver­zeich­nen hat.

Was nun aber gegen­wär­tig der Regie­rung Sor­gen berei­tet, ist der sprung­haf­te Anstieg der Selbst­mord­fäl­le im zwei­ten Quar­tal 2011. Im April nah­men sich 2711 (2010: 2585), im Mai 3375 (2010: 2782) und im Juni 3037 Men­schen (2010: 2780) das Leben. Wur­de im ver­gan­ge­nen Jahr noch etwa der Frei­tod des Ero­tik­mo­dells (gura­bia aidoru グラビアアイドル) und TV-„Sternchens“ Ueh­a­ra Miyu (上原美優, 1987–2011) am 12.05.2011 dazu her­an­ge­zo­gen, die unty­pisch anstei­gen­de Selbst­mord­ra­te im zwei­ten Quar­tal 2011 in der Alters­grup­pe der 20- bis 30-jährigen Frau­en zu erklä­ren, steht nun­mehr die „Erd­be­ben­ka­ta­stro­phe im Osten Japans“ (Higashi-Nihon dais­hin­sai 東日本大震災) vom 11.03.2011 im Fokus der Ana­ly­se. Wei­ter­le­sen