Gemeinsam mit meinem Kollegen von der Japanologie am Ostasiatischen Seminar der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Urs Matthias Zachmann, organisiere ich die 34. Tagung der „Initiative zur historischen Japanforschung“, die am 30. November und 1. Dezember 2019 in Berlin stattfinden wird. Deren Programm wurde von uns gerade veröffentlicht. Die Teilnahme an dieser Tagung steht allen Interessierten offen. Auch Studierende aller Semester sind selbstverständlich herzlich eingeladen, der Tagung beizuwohnen und mitzudiskutieren. Bis 18. November 2019 gibt es noch die Gelegenheit, sich für diese Tagung anzumelden. Nähere Informationen zur Anmeldung sind über den Link zum Programm der Tagung abrufbar.
Schlagwort-Archive: Forschung
Am Donnerstag, den 14. Februar 2019 halte ich in der Mori-Ôgai-Gedenkstätte der Humboldt-Universität zu Berlin (Luisenstr. 39, 10117 Berlin) ab 18:15 Uhr einen Vortrag mit dem Titel: „Von der Blutsteuer zu ‚Brunnenvergiftern‘ – über Gerüchte & Fake News in der Geschichte Japans“.
Das Gerücht als „ältestes Medium der Welt“ (Jean-Noël Kapferer) umgibt uns in alltäglichen Situationen und verfügt nur über eine begrenzte Wirkung, soweit es sich in einem Zustand relativer Ruhe, des Friedens auf der gesellschaftlichen Ebene sowie politischer und wirtschaftlicher Stabilität entwickelt und verbreitet. Sobald aber eine Krisensituation eine Gesellschaft oder ihre Teilbereiche erfasst, entfalten Gerüchte eine Wirkung, die es erforderlich macht, ihre Entstehung und Verbreitung besser zu verstehen. Die Analyse der Inhalte, der Verbreitungswege sowie der Folgen spezifischer Gerüchte bzw. prominenter Fake News innerhalb des japanischen Gemeinwesens werden im Zentrum dieses Vortrages stehen. In einem langen historischen Bogen vom 12. bis ins 21. Jahrhundert werden ausgewählte Gerüchte sowie deren gelegentlich gewalthafte Wirkungsmacht vorgestellt und kontextualisiert. Wenn auch ein japanisches Sprichwort die Lebensdauer eines Gerüchts auf „nur“ 75 Tage beschränkt, wird gezeigt werden, dass sich manche ihrer Inhalte in nahezu unveränderter Form und jenseits logischer Zugänge einer „entzauberten Welt“ bis ins Japan der Gegenwart als sehr viel beständiger erwiesen haben.
Am 3. und 4. November 2018 findet an der Japanologie der Universität Leipzig die 32. Tagung der „Initiative zur historischen Japanforschung“, deren Programm gerade veröffentlicht wurde, statt. Bis 20. Oktober sind Anmeldung zu dieser kostenfreien Tagung möglich.
Dort werde ich einen Vortrag zu „Ex oriente lux – Über das Narrativ eines Lebens und Sterbens von Moses und Jesus Christus in Japan“ halten. Neben einem Moses-Grab in Hôdatsu-Shimizu in der Präfektur Ishikawa findet sich in Japan auch ein Christus-Grab im Dorf Shingo in der Präfektur Aomori. Deren mutmaßliche „Entdeckungen“ in den 1930er Jahren sind nicht etwa in einem christlichen Kontext verständlich, sondern einem größeren Korpus von Texten und Artefakten, den Takeuchi-Dokumenten (Takeuchi monjo 竹内文書), geschuldet, von denen eine breitere japanische Öffentlichkeit in den 1920er Jahren Kenntnis erhielt. Dieser Textkorpus lieferte die Begründung für eine, den durch die Machthaber propagierten Überzeugungen der Zeit völlig zuwiderlaufende „Reichsgeschichte“ Japans, die sich aufgrund ihrer Inhalte weit eher als „Weltgeschichte“ offenbarte. Die etwa 4000 Texte und Artefakte präsentierten sich als ein Kompendium von Dokumenten und Gegenständen, das die gesamte Spanne der japanischen Geschichte, von der Schöpfung der Welt bis in die Anfangsjahre der Meiji-Zeit, abzudecken schien. Neben Aufzeichnungen auf Baumrinde, Leder oder Papier gehörten zu der Sammlung ebenso Steine mit verschiedenen, vornehmlich in „Schriftzeichen der Götterzeit“ (kamiyo moji, auch jindai moji 神代文字) ausgeführten Inschriften. Als heilige Schriften einer in Shintô-Tradition stehenden Neuen Religion (shintô-kei shin-shûkyô 神道系新宗教) lassen sich die Takeuchi-Dokumente in ihrer religions- und politikwissenschaftlichen Exegese unter dem Dach des religiösen Fundamentalismus und Nationalismus, hier des Shintô-Nationalismus, verorten. In meinem Vortrag werde ich unter besonderer Berücksichtigung einer „Moses & Jesus in Japan“-Legende das Augenmerk auf die Inhalte der Dokumente, die gleichwohl weitgehend als Fälschungen zu klassifizieren sind, sowie auf die Entstehung der organisatorischen Struktur dieser heute noch bestehenden Neuen Religion und ihre auch zeitgenössisch strafrechtlich relevante Geschichte bis 1945 richten.
In dem von mir administrierten, frei zugänglichen Internettool der “Bibliographie zur historischen Japanforschung” stehen Ihnen inzwischen 1700 Datensätze deutschsprachiger Publikationen zur japanischen Geschichte für Ihre bibliographische Recherche zur Verfügung. Ein Teil der Datensätze ist mit dem Volltext einer Publikation verlinkt, soweit er im Internet zur Verfügung steht.
In Kürze wird die Bibliographie aufgrund eines Wechsels des Internetdienstleisters möglicherweise für kurze Zeit nicht zur Verfügung stehen. Verzögerungen in der Erreichbarkeit sind dann allenfalls technischen Unwägbarkeiten geschuldet. Hier bitte ich gegebenenfalls um Ihr Verständnis und bin – noch – recht zuversichtlich, derartige Schwierigkeiten vergleichsweise schnell lösen zu können. Bitte versuchen Sie es dann zu einem späteren Zeitpunkt erneut.
Auf „Clio online“, dem „Fachportal für die Geschichtswissenschaften“, ist dieser Tage aus fremder Feder ein wichtiges Tool erschienen, mit dem viele Fragen im Fach zur Online-Recherche beantwortet werden dürften und auf das hinzuweisen sich lohnt:
Busse, Laura/ Enderle, Wilfried/ Hohls, Rüdiger/ Horstkemper, Gregor/ Meyer, Thomas/ Prellwitz, Jens/ Schuhmann, Annette (Hg.): Clio Guide. Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissenschaften. Berlin 2016 (= Historisches Forum, Bd. 19).
Absicht dieser Publikation, die einerseits als PDF, andererseits auf den Seiten des Fachportals aufgerufen werden kann, sei „die aktuelle Kartierung des Feldes der digitalen Fachinformation der Geschichtswissenschaft.“
In der Absicht der Herausgeber, „möglichst umfassend den Stand der digitalen Geschichtswissenschaft und ihrer Hilfsmittel zu europäischen und außereuropäischen Regionen durch jeweils eigene Guides“ abzubilden, enthält dieses Handbuch auch eine umfassende Darstellung der digitalen Ressourcen für die historische Japanforschung:
Weber, Torsten/ Krickel, Nina C.: „Japan.“ In: Busse, Laura/ Enderle, Wilfried/ Hohls, Rüdiger/ Horstkemper, Gregor/ Meyer, Thomas/ Prellwitz, Jens/ Schuhmann, Annette (Hg.): Clio Guide. Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissenschaften. Berlin 2016 (= Historisches Forum, Bd. 19).
Seitdem am 14. April die südlichste der vier japanischen Hauptinseln, Kyûshû, mit der Präfektur Kumamoto im Fokus von einem schweren Erdbeben getroffen wurde, dem seither in einer ununterbrochenen Kette zum Teil noch weit schwere „Nachbeben“ folgen, brodelt die Gerüchteküche in den sozialen Netzwerken. Es sind diese – nichts zuletzt psychischen – Ausnahmesituationen, die der Verbreitung von Gerüchten Vorschub leisten, wenn auch die Anonymität des Internets heutzutage dabei inzwischen förderlich sein mag. Manche Gerüchte nehmen dabei gar nicht zwingend in der betroffenen Region ihren Ausgang, sondern werden aus falschverstandenem „Spaß“ andernorts hämisch „komponiert“. Gleichwohl fühlt man sich wie auf einer Zeitreise – in den September 1923 und nach Tôkyô, als Verleumdungen, von der zeitgenössischen Presseberichterstattung flankiert, zu gewaltsamen Ausschreitungen gegen die koreanische Minderheit in der japanischen Hauptstadtregion nach dem schweren Kantô-Erdbeben vom 1. September 1923 (Kantô daishinsai, 関東大震災) führten. Ähnlich üble Gerüchte, japanisch デマ (dema, von: Demagogie), wie damals werden jetzt gerade, in dem Moment, in dem dieser kurze Beitrag entsteht, im Kontext des Kumamoto-Erdbebens über den Kurznachrichtendienst Twitter in stattlicher Zahl verbreitet: Weiterlesen
Ich habe in den letzten Tagen intensiv an der „Bibliographie zur historischen Japanforschung“ gearbeitet. Inzwischen stehen in diesem frei zugänglichen Internettool mehr als 1600 bibliographische Datensätze deutschsprachiger Publikationen zur japanischen Geschichte für die Recherche zur Verfügung.