Zehn Jahre seit jenem Tag – Erinnerungen an ein Erdbeben

Seit jenem Tag sei­en zehn Jah­re ver­gan­gen, sagen sie. Am 11. März 2011, einem in mei­ner viel­leicht trü­ge­ri­schen Erin­ne­rung son­ni­gen Tag, beb­te um 14:46 Uhr die Erde. Obwohl nur in der Peri­phe­rie, in Tôkyô, konn­te man sich nicht auf den Bei­nen halten.

Was­ser­tanks auf Haus­dä­chern bars­ten. Schei­ben eines alten Gebäu­des, viel­leicht einer Turn­hal­le, bra­chen. Nach­dem man sich erst zwi­schen zwei Hoch­schul­ge­bäu­den auf dem Komaba-Campus der Uni­ver­si­tät von Tôkyô auf­ge­hal­ten hat­te, such­te man doch wei­se Schutz auf der wei­te Flä­che eines Sport­plat­zes. Nach­be­ben! Mal stär­ker, mal schwä­cher. Über Tage wird man ler­nen, daß nach dem Beben vor dem nächs­ten ist. Wei­ter­le­sen

Publikation: Egon Bahrs Japanbesuch 1969 und die Frage einer japanischen Atombewaffnung

Forschungsprojekt: Egon Bahrs Japanbesuch 1969 - Ein Moment des japanischen "nuclear hedging"

Im Okto­ber 2010 schlu­gen in Japan die Wel­len hoch, als der öffentlich-rechtliche Fern­seh­sen­der NHK in einer Doku­men­ta­ti­on mit dem Titel „Japan, das ‚Atom­bom­ben‘ zu besit­zen wünsch­te: die unbe­kannte Wahr­heit über das Land, das zum Opfer von Atom­bom­ben wur­de“ (‚kaku‘ o moto­meta Nihon: hiba­ku­koku ga shira­re­zaru shin­jitsu 「核」を求めた日本 - 被爆国が知られざる真実) ein Memo­ran­dum aus dem Jahr 1969 vor­stell­te, in dem der SPD-Politiker Egon Bahr, damals Lei­ter des Pla­nungs­sta­bes des Aus­wär­ti­gen Amtes der Bun­des­re­pu­blik, über die ers­ten Kon­sul­ta­tio­nen des Sta­bes mit sei­nem Pen­dant in Tôkyô berich­te­te und dabei streng ver­trau­li­che Aus­sa­gen japa­ni­scher Dele­ga­ti­ons­mit­glie­der zu der Opti­on einer eigen­stän­di­gen japa­ni­schen Atom­be­waff­nung in dem mög­li­chen japa­ni­schen Stre­ben nach dem Sta­tus einer „Super­macht“ erwähn­te. Nach­dem im Kon­text der Hava­rie des Atom­kraft­werks Fuku­shi­ma I unmit­tel­bar nach dem schwe­ren Erd­be­ben im Osten Japans am 11. März 2011 auf einer japa­no­lo­gi­schen Mai­ling­lis­te auf einen Arti­kel eines japa­ni­schen Poli­tik­wis­sen­schaft­ler hin­ge­wie­sen wor­den war, der die­sen Sach­ver­halt kri­tisch beur­teil­te, war mein Inter­es­se geweckt. Gera­de eben konn­te ich zu die­ser The­ma­tik einen Auf­satz veröffentlichen:

Sprot­te, Maik Hen­drik (2014): Egon Bahr und sein Japan-Besuch 1969: Japa­ni­sche Atom­waf­fen als ‚Fra­ge des Wil­lens, nicht des Kön­nens‘?“ In: Fakul­tät für Ost­asi­en­wis­sen­schaf­ten der Ruhr-Universität Bochum (Hg.): Bochu­mer Jahr­buch zur Ost­asi­en­for­schung (BJOAF). Mün­chen: Iudi­cium, 36 / 2012, S. 213–247 ⇒ zum Voll­text des Jahrbuchs.

Ich habe mein Publi­ka­ti­ons­ver­zeich­nis ent­spre­chend auf den neu­es­ten Stand gebracht.

Greenpeace zum Reaktorunfall in Fukushima

Green­peace hat knapp einen Monat vor dem 2. Jah­res­tag der Drei­fach­ka­ta­stro­phe im Osten Japans einen Bericht über die – nach Mei­nung die­ser Orga­ni­sa­ti­on – völ­lig unzu­rei­chen­de Ent­schä­di­gungs­pra­xis der Tokyo Elec­tric Power Com­pa­ny (TEPCO) als Betrei­ber des Kern­kraft­wer­kes Fuku­shi­ma und zur Ver­ant­wor­tung füh­ren­der Unter­neh­men am Reak­tor­un­fall, die aller­dings auf­grund der herr­schen­den Rechts­la­ge nicht in deren Betei­li­gung an Ent­schä­di­gun­gen mün­de­te, ver­öf­fent­licht: Wei­ter­le­sen

Selbstmordrate und Erdbebenkatastrophe 2011

Anfang Juni ver­öf­fent­lich­te die japa­ni­sche Regie­rung durch ihr Kabi­netts­bü­ro ihr „Weiß­buch der Maß­nah­men gegen Selbst­mord“ (jisa­tsu tais­a­ku hakus­ho 自殺対策白書) für das Jahr 2011 (Heis­ei 23). Die­ser Sta­tis­tik zufol­ge nah­men sich 2011 30.651 Men­schen in Japan das Leben. Im Ver­gleich zu der sta­tis­ti­schen Erhe­bung des Vor­jah­res bedeu­tet dies eine Redu­zie­rung der Frei­to­de um ca. 3,3% (2010: 31.690). Erst­mals nach 14 Jah­ren sei somit die jähr­li­che Anzahl der Selbst­mor­de in Japan wie­der unter 31.000 gesun­ken. Unter­su­chun­gen der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (WHO) bele­gen, daß Japan unter den acht füh­ren­den Indus­trie­na­tio­nen der Welt hin­ter Ruß­land die zweit­höchs­te durch­schnitt­li­che Selbst­mord­ra­te auf 100.000 Ein­woh­ner zu ver­zeich­nen hat.

Was nun aber gegen­wär­tig der Regie­rung Sor­gen berei­tet, ist der sprung­haf­te Anstieg der Selbst­mord­fäl­le im zwei­ten Quar­tal 2011. Im April nah­men sich 2711 (2010: 2585), im Mai 3375 (2010: 2782) und im Juni 3037 Men­schen (2010: 2780) das Leben. Wur­de im ver­gan­ge­nen Jahr noch etwa der Frei­tod des Ero­tik­mo­dells (gura­bia aidoru グラビアアイドル) und TV-„Sternchens“ Ueh­a­ra Miyu (上原美優, 1987–2011) am 12.05.2011 dazu her­an­ge­zo­gen, die unty­pisch anstei­gen­de Selbst­mord­ra­te im zwei­ten Quar­tal 2011 in der Alters­grup­pe der 20- bis 30-jährigen Frau­en zu erklä­ren, steht nun­mehr die „Erd­be­ben­ka­ta­stro­phe im Osten Japans“ (Higashi-Nihon dais­hin­sai 東日本大震災) vom 11.03.2011 im Fokus der Ana­ly­se. Wei­ter­le­sen