Seitdem am 14. April die südlichste der vier japanischen Hauptinseln, Kyûshû, mit der Präfektur Kumamoto im Fokus von einem schweren Erdbeben getroffen wurde, dem seither in einer ununterbrochenen Kette zum Teil noch weit schwere „Nachbeben“ folgen, brodelt die Gerüchteküche in den sozialen Netzwerken. Es sind diese – nichts zuletzt psychischen – Ausnahmesituationen, die der Verbreitung von Gerüchten Vorschub leisten, wenn auch die Anonymität des Internets heutzutage dabei inzwischen förderlich sein mag. Manche Gerüchte nehmen dabei gar nicht zwingend in der betroffenen Region ihren Ausgang, sondern werden aus falschverstandenem „Spaß“ andernorts hämisch „komponiert“. Gleichwohl fühlt man sich wie auf einer Zeitreise – in den September 1923 und nach Tôkyô, als Verleumdungen, von der zeitgenössischen Presseberichterstattung flankiert, zu gewaltsamen Ausschreitungen gegen die koreanische Minderheit in der japanischen Hauptstadtregion nach dem schweren Kantô-Erdbeben vom 1. September 1923 (Kantô daishinsai, 関東大震災) führten. Ähnlich üble Gerüchte, japanisch デマ (dema, von: Demagogie), wie damals werden jetzt gerade, in dem Moment, in dem dieser kurze Beitrag entsteht, im Kontext des Kumamoto-Erdbebens über den Kurznachrichtendienst Twitter in stattlicher Zahl verbreitet: Weiterlesen