Vortrag zur „Taishô-Demokratie oder von der Geschichte als Massenveranstaltung“ (14.12.2018, Halle/Saale)

Am 13. & 14. Dezem­ber 2018 fin­det an der Leo­pol­di­na – Natio­na­le Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten in Hal­le / Saa­le ein Inter­na­tio­na­les Sym­po­si­um zu „Das Erbe der Meiji-Restauration: Wege zur libe­ra­len Demo­kra­tie 1868–2018“ als Koope­ra­ti­on der Uni­ver­si­tät Halle-Wittenberg (Prof. Dr. Foljanty-Jost), des Japanisch-Deutschen Zen­trums Ber­lin & The Japan Foun­da­ti­on, Tōkyō statt.

Mit einem Vor­trag über „Die Taishô-Demokratie oder von der Geschich­te als Mas­sen­ver­an­stal­tung“ wer­de auch ich einen Bei­trag zu die­ser Kon­fe­renz leisten.

Vorträge anläßlich der „Langen Nacht der Wissenschaften“ (9. Juni 2018, Freie Universität Berlin)

Am 9. Juni 2018 fin­det von 17:00 bis 24:00 Uhr in Pots­dam & Ber­lin die „Lan­ge Nacht der Wis­sen­schaf­ten“ statt. Die Japa­no­lo­gie der Frei­en Uni­ver­si­tät Ber­lin ist mit einem Pro­gramm unter dem Titel „Japan – fern­ab von Fuku­shi­ma“ mit­ten­drin. Im Rah­men die­ses Pro­gramms bin ich mit zwei Vor­trä­gen vertreten:

Von 17:00 bis 18:00 Uhr spre­che ich zu Kin­dern im Alter von 6 bis 12 Jah­ren (und zu Per­so­nen mit kind­li­chem Gemüt) über „Samu­rai – die ‚Rit­ter‘ Japans“ (Freie Uni­ver­si­tät Ber­lin, Holz­lau­be, Raum OG, 1.2051).
Was soll­te einem in den Sinn kom­men, wenn man von Samu­rai hört? Kämp­fer? Rit­ter? Die Samu­rai waren viel mehr! Sie waren Gelehr­te, Dich­ter und Beam­te. Von ihren Auf­ga­ben, ihrem Leben und ihrer Bedeu­tung in der japa­ni­schen Geschich­te han­delt die­ser Vortrag.

Von 22:00 bis 23:00 Uhr hal­te ich einen Vor­trag unter dem Titel „ ‚Gast bin ich in frem­dem Land‘ − Das Nar­ra­tiv über Leben und Ster­ben von Moses und Jesus Chris­tus in Japan“ (Freie Uni­ver­si­tät Ber­lin, Holz­lau­be, Raum OG, 1.2051).
In Japan befin­den sich ein Moses-Grab und ein Grab Chris­ti. Was führ­te zur Ent­de­ckung die­ser Grä­ber? In die­sem Vor­trag wer­den religions- und poli­tik­wis­sen­schaft­lich hei­li­ge Schrif­ten einer Reli­gi­on ana­ly­siert, deren Ziel sich in den 1930er Jah­ren auf eine Japa­ni­sie­rung des Chris­ten­tums im Kon­text der Geschich­te Japans richtete.

Publikation: „Jesus in Japan“-Tradition & die „Takeuchi-Dokumente“

Vor eini­ger Zeit habe ich für die Fest­schrift von Herrn Prof. Dr. Wolf­gang Sei­fert (Uni­ver­si­tät Hei­del­berg) anläß­lich sei­ner Pen­sio­nie­rung einen Text zur „Jesus in Japan“-Tradition im Kon­text des Shintô-Nationalismus ver­faßt, der nun erschie­nen ist. Die Grund­la­ge für die­ses Manu­skript bil­de­ten ers­te Ergeb­nis­se mei­ner For­schung zu den soge­nann­ten „Takeuchi-Dokumenten“ (Takeuchi mon­jo 竹内文書) als einem von Takeuchi Kiyo­ma­ro 竹内巨麿 (1874/5(?)-1965) am Über­gang der Taishô- zur Shôwa-Zeit, also in der zwei­ten Hälf­te der 1920er Jah­re, prä­sen­tier­ten Kor­pus von Tex­ten und Arte­fak­ten. Einer der Kern­in­hal­te die­ses Kor­pus begrün­de­te eine „Jesus in Japan“-Tradition, nach der Jesus Chris­tus nicht etwa am Kreuz starb, son­dern vor der Hin­rich­tung nach Japan flüch­te­te und sich im Nor­den des Lan­des, in der heu­ti­gen Prä­fek­tur Aom­ori 青森県, ansie­del­te. Im März 2014 hat­te ich die Gele­gen­heit, das angeb­li­che „Grab Chris­ti“ (Kiri­suto no haka キリストの墓) im Dorf Shin­gô 新郷 zu besu­chen. Über die­se Rei­se, deren Moti­va­ti­on und Hin­ter­grün­de habe ich schon an ande­rer Stel­le berich­tet. In dem nun publi­zier­ten Text unter­su­che ich die „Takeuchi-Dokumente“ im Kon­text der Bio­gra­phie ihres „Ent­de­ckers“ vor dem Hin­ter­grund der Geschich­te Japans in der Moder­ne und gehe den Wur­zeln jener „Jesus in Japan“-Tradition als einem der Kern­ele­men­te des Text­kor­pus nach. Die Inhal­te die­ser Doku­men­te, mit denen die „Reichs­ge­schich­te“ Japans seit der Ur- und Früh­ge­schich­te zu einer „Welt­ge­schich­te“ über­höht wird, sind so reich­hal­tig, daß ich sie in zukünf­ti­gen Publi­ka­tio­nen wei­ter ana­ly­sie­ren wer­de. Jetzt erschie­nen ist:

★ Sprot­te, Maik Hen­drik (2015): „Chris­tus kam nur bis Japan. Takeu­chi Kiyo­ma­ro (1874—1965) und sei­ne ‚Uni­ver­sa­li­sie­rung‘ des Shin­tô.“ In: Zach­mann, Urs Mat­thias/ Uhl, Chris­ti­an (Hg.): Japan und das Pro­blem der Moder­ne. Wolf­gang Sei­fert zu Ehren. Mün­chen: Iudi­ci­um, S. 376—393.

Publikation: „Zum Stellenwert der Geschichte im politischen Diskurs Ostasiens“

historie 2014Vor eini­ger Zeit berich­te­te ich bereits, daß ich im Febru­ar 2014 als Kom­men­ta­tor eines Vor­trags, in dem Prof. Dr. Nis­hiy­ama Akiyo­shi 西山暁義 (Kyôrit­su Women’s Uni­ver­sity, Kyôrit­su joshi dai­gaku 共立女子大学) zu „Im Fer­nos­ten nichts Neu­es? Per­spek­ti­ven trans­na­tio­na­ler Geschichts­wahr­neh­mung auf das natio­na­lis­ti­sche Ost­asien“ im Rah­men des Klaus Zer­nack Col­lo­qui­ums und sei­ner Vor­trags­reihe „Geschich­te im öffent­li­chen Raum“ sprach, an das Zen­trum für His­to­ri­sche For­schung Ber­lin der Pol­ni­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten ein­ge­la­den wurde.

Mein Kom­men­tar – als Ver­such der Ein­bet­tung ost­asia­ti­scher Geschichts­de­bat­ten in den aktu­el­len poli­ti­schen Kon­text der Regi­on – ist nun, eben­so wie der über­ar­bei­te­te Vor­trags­text von Prof. Nis­hi­ya­ma (S. 323–337), in ver­schrift­lich­ter Form erschienen:

Sprot­te, Maik Hen­drik (2014): „Zum Stel­len­wert der Geschich­te im poli­ti­schen Dis­kurs Ost­asi­ens. Gedan­ken­split­ter zum Bei­trag von Nis­hi­ya­ma Aki­yo­shi.“ In: His­to­rie. Jahr­buch des Zen­trums für His­to­ri­sche For­schung Ber­lin der Pol­ni­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten, Fol­ge 7, 2013/2014, Leverkusen-Opladen: Bud­rich Uni­Press, S. 338–343.

Mein Weg zu Jesus – ein japanischer Reisebericht

Einleitung

Erschre­cken Sie bit­te nicht. Ich habe nicht die Absicht, mich in die­sem Bei­trag jener Fra­ge des Gret­chens zuzu­wen­den, die Goe­the im „Faust“ die­ser in den Mund leg­te: „Nun sag, wie hast du’s mit der Reli­gi­on?“ Pri­va­tes darf pri­vat blei­ben; Glau­bens­fra­gen wer­den nur am Ran­de berührt – zumin­dest soweit sie mei­ne per­sön­li­chen reli­giö­sen Über­zeu­gun­gen betref­fen. Ein Glau­bens­be­kennt­nis möch­te ich weder abge­ben noch ver­lan­gen. Mei­ne Absicht ist es viel­mehr nur, von einer Rei­se zu berich­ten, die mich schon vor meh­re­ren Mona­ten, Anfang März 2014, in den Nor­den Japans, in das Dorf Shin­gô 新郷 im Süden der Prä­fek­tur Aom­ori 青森県, auf den Spu­ren einer japa­ni­schen Jesus-Legende zu einem Grab führ­te, das angeb­lich das „Grab Chris­ti“ (Kiri­suto no haka キリストの墓) sein soll. Die­ses Grab steht den­noch nicht etwa in einem christ­li­chen Kon­text, son­dern soll­te bei sei­ner „Ent­de­ckung“ im Jahr 1935 Glau­bens­in­hal­te einer neu­en, in Shintô-Tradition ste­hen­den Reli­gi­on (shintô-kei shin-shûkyô 神道系新宗教) stüt­zen, deren Exege­se dazu ver­an­laßt, die­se Reli­gi­on in einer Kom­bi­na­ti­on aus religions- und poli­tik­wis­sen­schaft­li­cher Ana­ly­se unter dem Dach des reli­giö­sen Natio­na­lis­mus, hier des Shintô-Nationalismus, zu ver­or­ten. Wei­ter­le­sen

Kommentar zu Vortrag über „Geschichtswahrnehmung in Ostasien“ online

Im Rah­men des Klaus Zer­nack Col­lo­qui­ums und sei­ner Vor­trags­rei­he „Geschich­te im öffent­li­chen Raum“ am Zen­trum für His­to­ri­sche For­schung Ber­lin der Pol­ni­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten hielt am 10. Febru­ar 2014 Prof. Dr. Nis­hi­ya­ma Aki­yo­shi 西山暁義 von der Kyôrit­su Women’s Uni­ver­si­ty (Kyôrit­su joshi dai­ga­ku 共立女子大学) einen Vor­trag unter dem Titel „Im Fern­os­ten nichts Neu­es? Per­spek­ti­ven trans­na­tio­na­ler Geschichts­wahr­neh­mung auf das natio­na­lis­ti­sche Ost­asi­en“. Dazu war ich als Kom­men­ta­tor ein­ge­la­den. Bei You­tube wur­de nun eine zwei­tei­li­ge Zusam­men­fas­sung des Vor­trags, mei­nes Kom­men­tars und der sich anschlie­ßen­den Dis­kus­si­on mit dem Publi­kum ein­ge­stellt: Wei­ter­le­sen

Schwierigkeiten der Forschung und „Jesus in Japan“

Ich den­ke, es gehört zu den prak­ti­schen Erfah­run­gen eines jeden wis­sen­schaft­lich Arbei­ten­den, daß man im Fer­tig­stel­lungs­pro­zeß eines Pro­jek­tes – von der ers­ten Idee bis zur Vor­la­ge eines abge­schlos­se­nen Manu­skripts – Stim­mungs­schwan­kun­gen, von rela­ti­ver Ver­zweif­lung bis hin zu nahe­zu eupho­ri­schen Zustän­den, durch­lebt. Dies gilt sicher alle­mal dann, wenn man die­se Form der Arbeit mehr als Ver­gnü­gen denn als lei­di­ge Pflicht versteht.

So ging es mir dann auch bei der Arbeit an einem Text zu den soge­nann­ten „Takeuchi-Dokumenten“ (Takeuchi mon­jo 竹内文書, auch Take(no)uchi bun­ken 竹内文献), auf die ich anfangs tat­säch­lich erst­mals durch die Lek­tü­re eines japa­ni­schen Kri­mi­nal­ro­mans, der „Legen­de von Lie­be und Tod“ (Ai to shi no den­setsu 愛と死の伝説) von Nis­hi­mu­ra Kyô­tarô 西村京太郎, auf­merk­sam wur­de. Die­se inzwi­schen nur noch teil­wei­se und dann aus­schließ­lich in Abschrif­ten vor­lie­gen­den Doku­men­te bil­den den zen­tra­len Text­kor­pus einer japa­ni­schen soge­nann­ten „neu­en Reli­gi­on“ (shin-shûkyô 新宗教), der „Reli­gi­on des Him­mels“ (amatsu-kyô 天津教), die in der Tra­di­ti­on der auto­chtho­nen Reli­gi­on Japans, des Shin­tô 神道, steht. Da in abseh­ba­rer Zeit dazu ein wis­sen­schaft­li­cher Auf­satz von mir vor­lie­gen dürf­te und zudem gegen­wär­tig ein eng­lisch­spra­chi­ges Manu­skript zu die­ser im Über­gang vom 19. zum 20. Jahr­hun­dert ent­stan­de­nen Spiel­art im Kon­text des japa­ni­schen Natio­na­lis­mus von mir vor­be­rei­tet wird, will ich mich auf die­se Ein­ord­nung beschrän­ken. Wei­ter­le­sen